Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Die Bismarckzeit 
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28. Juni 1902 vierter Dreibundvertrag; 
8. Juli 1907 stillschweigende Erneuerung des vier 
ten Dreibundvertrages; 
5. Dezember 1912 fünfter Dreibundvertrag. 
Die Bedeutung des Dreibundes wird in den Qeschichtswerken 
der Neuzeit — hauptsächlich naturgemäß unter dem Gesichtswinkel 
des Weltkrieges — sehr verschieden beurteilt. Uns interessiert in 
erster Linie die Auffassung der Vertreter des „Fehlspruches von 
Versailles“ — und da muß festgestellt werden, daß Georges Pages 
in seinem Senatsgutachten 1 den Dreibundvertrag vom 20. Mai 1882 
nur als ergänzende Sicherheit bezeichnet, wenigstens in seinen An 
fängen, wie überhaupt alle diplomatischen Unternehmungen Bis 
marcks in jenen Jahren mehr oder weniger nur als ergänzende 
Sicherheiten, Gegenversicherungen oder Rückversicherungen ge 
kennzeichnet werden müßten. Pages erblickt in ihnen nur vorläufige 
Maßregeln, die, von den Umständen hervorgerufen, keine längere 
Dauer haben sollten, als diese selbst. 
Halten wir uns gegenwärtig, daß es noch niemals in der Welt 
geschichte Verträge gegeben hat, denen man Ewigkeitswert hätte 
beimessen können, daß vielmehr ein jeder Vertrag von dem Wandel 
aller Dinge abhängig bleibt, so können wir uns an dem erwähnten 
einen Urteile aus dem französischen Lager völlig genügen lassen 
und lehnen es ab, von der späteren Entwicklung rückwärts schlie 
ßend, Bismarcks Dreibund für alles spätere Unheil verantwortlich 
zu machen. 
Verlängerung des deutsch-österreichischen Zweibundes von 1879 
und Hinzutritt Rumäniens 
Bismarcks Sicherheitsbedürfnis war noch nicht erschöpft. Bei 
Abschluß des Bündnisvertrages vom 7. Oktober 1879 war seine 
Dauer auf vorläufig fünf Jahre festgesetzt worden. Ein Jahr vor 
Ablauf wollten die vertragschließenden Mächte über die weitere 
Dauer oder etwaige Abänderungen verhandeln. 
Als nun im Februar 1883 der russische Botschafter v. Saburow 
in Berlin die Verlängerung des Drei-Kaiser-Bündnisses vom 18. Juni 
1881 anregte, wünschte Bismarck, vorher das Bündnis mit Öster 
reich erneuert zu sehen, und fand mit dieser Anregung in Wien 
sofort freudiges Entgegenkommen 2 . Kaiser Wilhelm I. brachte bei 
diesem Anlasse wieder seinen Wunsch vor, Österreich möge sein 
1 „Die Ursachen und die Verantwortlichkeiten des Großen Krieges“, Deutsche 
Ausgabe, S. 194. 
a Gr. Pol. Nr. 573-576.
	        
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