Volltext: Der Weltkrieg und die politischen Gedankengänge Europas [30]

wird, in der Erinnerung an alle ausgestandene Pein das er» 
hebende Gefühl zurücklassen wird: Es ist alles geschehen, aber 
es ist zu unserem Besten geschehen. 
Aber wie es im Zustande lange gesicherten Friedens oft 
und gerne vergessen wird, was das einzelne Individuum dem 
Staate schulde und verdanke, wie aber dann Drangsal und Not 
des Krieges zu den selbstlosesten Opfern für das Gemeinwohl 
anspornen, so geht es mit allem, was allgemeinen Zwecken 
zu dienen hätte; erst der Kontrast rüttelt das Bewußtsein aus 
und mahnt daran, was vernachlässigt wurde. Nichts aber rächt 
sich so unbarmherzig im Leben der Völker, als wenn der welt- 
bürgerliche Gemeinsinn vernachlässigt wird. Vielleicht hat es 
nur noch dieses Krieges, an dem in Europa über 400 Millionen, 
im ganzen aber weit über 1000 Millionen Menschen be¬ 
teiligt sind, bedurft, um die Friedensliebe der Völker so kräftig 
hervortreten zu lassen, daß weder Ruhmsucht noch Geschäfts¬ 
geist an diesem heiligsten Angebinde der Zivilisation je wieder 
zu rühren wagen. Der nach Vernichtung oder nach tötlicher 
Schädigung des Rivalen strebende Egoismus, dieses Übel, 
das ewig schürend in den glimmenden Kohlen eines ungelöschten 
Völkerhasses wütet, muß bekämpft werden. Gehen wir voran 
und verkünden wir es der Welt, daß wir allen Haß zu über¬ 
winden bereit sind und auch dem Gestrauchelten unser tätiges 
Mitleid nicht versagen wollen, ein Mitleid, das sich selbst durch 
die Untreue nicht beirren läßt, zur Treue zurückzuführen. Friede 
unmöglich bis dahin, bevor nicht verworrene Völker gelernt 
haben, daß sie mit uns leben können. Die es am frühesten 
lernen, werden am besten daran sein.
	        
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