Volltext: Kriegerische Demokratien in Vergangenheit und Gegenwart [97]

Noch Bismarck hatte gemeint, Frankreich würde nur unter 
einem Könige oder einem monarchisch gerichteten Präsidenten wie 
Mac Mahon (1873—1879) Krieg führen. Bis zu einem gewissen 
Grade huldigt damit sogar ein Bismarck der Vorstellung von 
der grundsätzlichen Kriegsscheu und der äußerpolitischen Schwäche 
jeder Demokratie. Leute wissen wir: Frankreich bedarf keines 
Königs. Die Demokratie führt den Krieg. 
6. Italien 
Die Beispiele sind damit noch nicht zu Ende. Auch die 
italienische Demokratie mit Einschluß des rechten sozialistischen 
Flügels hat sich gegenüber der Kriegshetze als wenig widerstands 
fähig erwiesen. Nicht nur die Tragik in dem verspäteten Auf 
treten Giolittis erklärt sich daraus, sondern auch seine in Deutsch 
land weit unterschätzte Zaghaftigkeit. Wenn er auch selbst im 
allgemeinen als milder Pazifist gelten kann, so hat er doch die 
Gewalt über seine kriegstrunkenen demokratischen Gesinnungs 
genossen bald verloren. Das aber ist das für die neueste Ge 
schichte der italienischen Demokratie und ihres Verhältnisses zum 
Kriege ausschlaggebende Ereignis. Wie schon Italiens Tripolis 
krieg seine demokratisch-kapitalistischen Wurzeln nicht verleugnen 
kann, so ist auch Italiens Eintritt in den Weltkrieg nicht nur in 
einem wahren Rausche demokratischer Kriegsbegeisterung erfolgt, 
sondern die Demokratie hat auch dafür gesorgt, daß Italien durch 
elf Jsonzoschlachten hindurch den blutigen Kriegspfad weiter 
verfolgt. 
7. Belgien. 
In Belgien hat die Demokratie wie in anderen Ländern einer 
aktiven Auslandspolitik und einer Vermehrung des Leeres zu 
nächst schon im Interesse der Neutralität starken Widerstand ge 
leistet. Aber schon die Amstellung der Front des belgischen 
Festungssystems gegen Deutschland ist von der belgischen — libe 
ralen oder klerikalen — Demokratie ohne Bedenken geduldet 
worden, obwohl sie doch bereits eine Art von militärischer Vor 
aussetzung für den Neutralitätsbruch liefert. Der spätere An 
schluß des neutralen belgischen Staates an die Westmächte und 
die Einbeziehung Belgiens in den gegen Deutschland gerichteten 
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