Volltext: Taschenbuch der Alpenpflanzen

Einleitung. 5 
Die starke Temperaturabnahme der Luft in den höheren 
Lagen. Die Atmosphäre wirkt allgemein als wärmende 
Schutzhülle der Erde. Ohne sie hätten wir unter dem 50. 
Breitekreise, also etwa in Mitteldeutschland, eine Mini¬ 
maltemperatur von — 40°. Je dichter diese Lufthülle nun ist, 
desto wärmer wird sie halten; sie wird an wärmender Kraft 
verlieren, wenn sie aufgelockert wird. Das ist aber in den 
Gebirgen der Fall und daraus erklärt sich der kühle Cha¬ 
rakter des Höhenklimas und aus ihm zugleich auch der 
lange währende alpine Winter und die Kürze des Som¬ 
mers, der Vegetationsperiode. Abkühlung und Verdünnung 
am Gebirge aufsteigender Luftmassen hat zur Folge, daß 
sie ihren Wassergehalt in Form von Niederschlägen ab¬ 
geben: die Gebirge sind die Inseln stärksten Regenfalls 
und gleichzeitig starker Nebelbildung. 
Die Reichlichkeit der Niederschläge wird aber anderseits 
wieder wett gemacht durch die Verdunstungskraft der Atmo¬ 
sphäre, die wegen der starken Luftverdünnung sehr hohe 
Grade erreicht. Die Niederschläge haben vielfach kaum Zeit 
in den Boden einzudringen, so schnell erfolgt die Ver¬ 
dunstung, sie wirken wie oberflächliche Sprühregen. Die 
Alpenflora ist also, so befremdend das klingt, stets der 
Vertrocknungsgefahr ausgesetzt. 
Die andere, sehr wesentliche Eigentümlichkeit des 
Alpenklimas beruht auf der Stärke (Intensität) der Son¬ 
nenstrahlung. Das Alpenklima ist ein Strahlungsklima, 
„photochemisches" Klima. Das Alpenlicht ist intensiver, die 
erwärmende Kraft der Sonne ist in den Alpen größer als 
in der Ebene. Das geht zurück auf die Luftverdünnung 
und die Reinheit der Luft von Staub und Wasserdampf; 
auf dem Wege, den die Sonnenstrahlen durch die Atmo¬ 
sphäre zurückzulegen haben, geht weniger von ihrer Energie 
verloren. Auf dem Montblancgipfel ist die Strahlung um 
26 % stärker als in Paris. Aber nicht nur der Stärke nach 
ist das Alpenlicht anders geartet als das Ebenenlicht, son¬ 
dern auch seiner Beschaffenheit nach. Dichte Luftschichten
	        
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