Volltext: Festschrift zur Eröffnung der Neubauten der Tabakfabrik Linz

Die wirtschaftlichen Gründe der Erneuerung 
Von Hofrat Dr. Karl v. Nunnenmacher. 
Der Plan, die weitläufigen Betriebsanlagen der Tabakfabrik in Linz von Grund aus 
umzugestalten, geht auf das Jahr 1929 zurück. Es waren zwingende Gründe wirtschaft¬ 
licher Natur, welche die verantwortlichen Faktoren dazu bestimmten, einen der wich¬ 
tigsten Produktionszweige des Staates auf neue, zukunftsreiche Grundlagen zu stellen. 
Nüchterne Erwägungen wirtschaftlicher Natur brachten den Entschluß zur Reife. Die 
Tabakregie ist eine der stärksten Stützen der staatlichen Finanzen, und der stärkste 
Pfeiler des Monopolertrages ist heute die Zigarettenerzeugung. Sie ist die Hoffnung, 
doch auch das Sorgenkind der Monopolverwaltung. Den reichen Entwicklungsmöglich¬ 
keiten dieses Betriebszweiges stehen ¡edoch Schwierigkeiten gegenüber, die durch die 
historische Entwicklung unserer Betriebsstätten gegeben sind, Probleme, deren Lösung 
notwendig ist und sich umso wirtschaftlicher gestaltet, je rascher und energischer sie 
erfolgt. 
Henry Ford erzählt in einem seiner Bücher, daß er eine große und keineswegs alte 
Fabrik kurz entschlossen gänzlich niederreißen ließ und an anderer Stelle eine neue 
erbaute, als er erkannte, daß die alte Fabrik der neuen Methode und den geänderten 
Verkehrsverhältnissen nicht mehr vollkommen entsprach. Es war die billigste Methode der 
Umstellung. Jede Halbheit hätte den mächtigen Aufschwung seiner Industrie gefährdet. 
Ähnlich stand das Problem bei unserer Zigarettenerzeugung, insbesondere in Linz. 
An Halbheiten und Zwischenlösungen fehlte es nicht. Das alte Fabrikgebäude war ur¬ 
sprünglich ein Kloster gewesen, dann diente es als k. k. Wollenzeugs- und Teppichfabrik, 
erst 1850 wurde es als Tabakfabrik eingerichtet, in welcher lange Zeit bloß Zigarren, 
Rauchtabake und Gespunste, Zigaretten aber überhaupt nicht erzeugt wurden. In diesem 
langen Zeiträume vollzog sich die notwendige Anpassung an die Bedürfnisse der Fabri¬ 
kation durch vielerlei Zu- und Umbauten, nicht zuletzt durch den Neubau eines Ziga¬ 
rettenfabrikationsgebäudes (1915), bis zu einer aus räumlichen und wirtschaftlichen 
Gründen nicht mehr überschreitbaren Grenze. 
Es ist klar, daß einer solchen unter wechselnden Gesichtspunkten allmählich ent¬ 
standenen und oft nur für den Augenblicksbedarf ergänzten Anlage jener organische 
Aufbau und innere Zusammenhang ihrer Einrichtungen fehlen mußte, der allein die Ge¬ 
währ für einen wirtschaftlichen Betrieb bieten kann. Mit dem im Jahre 1928 erreichten 
Erzeugungsumfange von 1.5 Milliarden Zigaretten, 1.5 Millionen Kilogramm Pfeifentabak 
und 750.000 Kilogramm Zigarettentabak schien eine weitere Steigerung ausgeschlossen. 
Nun stand aber die Tabakregie vor einer doppelten Aufgabe, einerseits ihre ge¬ 
samte Produktion mit Rücksicht auf die grundlegende Verschiebung des Konsums von der 
Zigarre zur Zigarette umzustellen, andererseits der sich immer mehr verschärfenden 
wirtschaftlichen Krise Rechnung zu tragen. Im Rahmen der notwendigen Neuorgani¬ 
sierung der Betriebsstätten fiel der Tabakfabrik in Linz eine wichtige Rolle zu. Sie weist 
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