Volltext: Festschrift zur Eröffnung der Neubauten der Tabakfabrik Linz

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Die Tabakfabrik in Linz * Errichtung und Entwicklung 
Von Reg.-Rat Josef Jenne, Direktor der Tabakfabrik Linz 
Am 14. Jänner 1783 regte Kaiser Josef II. in seinem Schreiben an den Hofkanzler 
Grafen Leopold Kolowrat die Obernahme des Tabakgefälles in die staatliche Regie an. 
Die Obernahme wurde mit Kundmachungspatent am 8. Mai 1784 endgültig durchgeführt. 
Gleichzeitig wurde auch zur Verwaltung des Tabakgefälles eine eigene Behörde, die 
Tabakgefällen-Kameraldirektion errichtet, welcher die Tabakgefällen-Administrationen 
und die Tabakgefälls-Fabrikverwaltungen untergeordnet waren. 
Die ersten Betriebsstätten der neuen Monopolsverwaltung bildeten die gleichzeitig 
von der Tabakpachtungsgesellschaft übernommenen drei Tabakfabriken in Fürstenfeld, 
Hainburg und Winniki, dann die noch im Gründungsjahre 1784 neu errichtete Fabrik in 
Göding. 
Der Tabakkonsum war zur Zeit der Geburt des Tabakmonopoles noch ein ziemlich 
geringer, reichte doch zur Deckung des Gesamtbedarfes die Erzeugungsmenge dieser 
vier Fabriken vollkommen aus. 
Dank der vortrefflichen Verwaltung des Tabakmonopoles als auch der Güte der 
Erzeugnisse nahm der Tabakkonsum in den folgenden Jahren ständig zu und war es 
auch, um den Bedürfnissen gerecht werden zu können, notwendig, weitere Fabriken zu 
errichten, so daß im Jahre 1848 schon acht Fabriken bestanden. 
In den Jahren 1849 bis 1859 mußten wegen des rapiden Steigens des Zigarren¬ 
konsums nicht weniger als neun neue Fabriken geschaffen werden und fällt in diese Zeit¬ 
periode auch die Errichtung der Tabakfabrik in Linz. 
Die Linzer Tabakfabrik wurde im Jahre 1850 errichtet und hat als solche am 26. Juni 
1850 den Betrieb aufgenommen. 
Die Ursache ihrer Gründung war die Auflassung der seit 1668 unter Leopold I. 
bestehenden Wolienzeug- und Teppichfabrik im Jahre 1850. 
Der große Gebäudekomplex der staatlichen Industrieunternehmung wurde derart 
geteilt, daß der östlich gelegene, in sich abgeschlossene Baublock dem Tabakgefälle, 
die übrigen Baulichkeiten der k. k. Militärverwaltung übergeben wurden. Der domi¬ 
nierende Mittelbau der einstigen Teppichfabrik dient heute als Infanteriekaserne. 
Die neuerrichtete Linzer Tabakfabrik war anfangs eine kleine Betriebsstätte mit 
ganz bescheidenem Erzeugungsumfange. Zur Zeit der Gründung wurden nur die bil¬ 
ligsten Zigarren hergestellt. Nebst diesen wurde auch „ordinär geschnittener Pfeifen¬ 
tabak" erzeugt und die Fabrikation von „ordinären Gespunsten" mit Rücksicht auf den 
außergewöhnlichen Bedarf eingeleitet. 
Die neugeschaffene Tabakfabrik in Linz erfreute sich, wie die Fabrikchronik er¬ 
zählt, zur Zeit ihrer Gründung bei den Behörden und der Bevölkerung von Linz keiner 
besonderen Wertschätzung, Achtung und Liebe. Die Zigarrenfabrik war „verfemt" und 
der damaligen Fabrikverwaltung war es unmöglich, aus der Bevölkerung Arbeitskräfte 
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