Volltext: Volkssagen und Schilderungen prachtvoller Gebirgsausflüge aus dem k. k. Salzkammergute

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empfingen diese Erzählung aus dem Munde einer Mutter bald 
nach dem Vorfalle, wo alles noch so lebhaft im Schmerze fort— 
lebte, und können wohl die Sprache, doch nicht das Gefühl — 
die Aufregung wieder geben, welche das mütterliche Herz bei 
solcher Mittheilung beherrschte, wo alles und jedes wach gerufen, 
was bei dem Ereignisse es fast erdrückte. 
Es näherte sich die heilige Zeit der Ostern — sprach die 
noch jugendliche Ehefrau des Föoͤrsters in der Finsterau — als 
mein Mann, ich und meine zehnjährige Tochter Marie am Char— 
samstag den 11. April 1837 Nachmittags zwei Uhr uns nach 
Weieregg begaben, um der dort Abends stattfindenden kirchlichen 
Feier anzuwohnen, und zugleich die Mutter— zu besuchen. Wir 
gingen den gewoöhnlichen Weg über den Richtberg, als mein 
Mann, ein leidenschaftlicher Forstmann, am Mittelpunkte des 
Stangl- und Scheidgrabens — von wo man die Ansicht des 
Knittelgraben-Jungmais genießt, stehen blieb um mir die Schön— 
heit der Gegend zu zeigen, und das sein Fach besonders Anspre— 
chende zu erklären. Unser Kind an solchen Gesprächen theilnams— 
los, bat den Vater zu erlauben, langsam vorausgehen zu dürfen. 
Die Gefahren des Weges kennend, gestattete ein solches mein 
Mann ungern, und nur mit der ernsten Mahnung ja nicht vom 
Pfade abzuweichen, und uns beim Taferl zu erwarten. In 
kaum fünf Minuten als das Kind uns verließ, folgten wir ihm 
und zwar schnellen Schrittes, weil die Sorge für das Geschick 
der Kleinen uns ahnungsvoll erfaßte. — Groß war unser Ent— 
setzen, als zum Taferl gelangt das Kind sich nicht vorfand. Wir 
beide, ich und mein Mann zerstreuten uns von der geraden Rich— 
tung immer den Namen des Kindes rufend, doch nur das Echo 
gab Antwort. — Als wir uns überzeugten, daß Marie nicht 
beim Taferl oder nächster Umgebung sei — blieb uns noch die 
Hoffnung, daß sie über die Höhe des Waldes bis zur Windhag— 
Bergwiese vordrang „um uns dort zu erwarten. Obwohl die 
Sorge — der Kummer — mir den Athem in der Brust fast nahm, 
so stieg ich mit meinem Manne so schnell als nur moglich über
	        
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