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Der sagenreiche Kichtberg.
Zweite Sage.
Dder fromme Hirte am Richtberge.
Der Baum, so morsch und lebensarm,
So ausgehöhlt, sei mir gegrüßt:
Wie doch dein froher Bienenschwarm
Die Todeswunde dir versüßt.
Lenau.
Zast in selber Richtung und Höhe, wie der ehemalige Wohnsitz
des „Adam am Richtberge“ — sieht man rechts ein Häuschen,
von gleich bescheidener Form und Ausstattung, nur dünkt es
etwas umfangreicher, behäbiger, und als habe solche Noth, wie
in dem Häuschen des Nachbarn — niemals seinen ständigen Sitz
aufgeschlagen. Ein paar Ziegen, die üppigste Nahrung in Fülle
findend, umgaben in drolligen Sprüngen das Haus, und das
Herz, welches durch die Mittheilung über das bittere, harte Ge⸗
schick des armen Adam so viel Betrübniß aufnahm — findet sich
etwas gehoben durch den Anblick eines — wenn noch so geringen
Wohlstandes.
Auch an diesem Hause haftet eine „Sage“, und es scheint,
als wenn das Geschick diese beiden so naheliegenden Wohnsitze —
wenn nicht durch gleiche Kümmernisse, doch in Bedeutung „sag—
licher“ Erlebnisse enge verbunden hätte.
Vor vielen — vielen Jahren — berichtet die Sage — lebte
hier ein Mann mit seinem Weibe, wo eben auch der Segen der
Ehe reichlich waltete. Unter den vielen Kindern war ein Bube,
der von dem Zeitpunkte, als er zu denken begann, sich vorzugs—
weise der Andacht und dem Gebete zuwandte — während alle
andern gar tolle Jungens waren. —