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(Abb. 62). Auch die an einigen Stellen in der
Comestor - Handschrift beobachtete Spaltung des
Schriftzeichens (Abb. 61, 62, 70 und 72) kommt in
Linz 400 vor (Abb. 75). Das durch Freilassen des
Pergaments entstehende weiße Ornament hat dieselbe
dreibogige Form wie in der "Historia scholastica".
Das Filigranornament jedoch ist in Linz 400 viel
weniger reich und nicht so vielgliedrig wie in Linz 490;
meist besteht es nur aus ganz wenigen Linien. Ein
Zierbuchstabe mit etwas reicher ausgebildetem "Fleuronne"
findet sich etwa auf f. 202v (Abb. 76). Der Formenschatz
ist hier aber ein etwas anderer als in der Petrus
Comestor - Handschrift, es fehlen sowohl die kleinen,
"gestielten" Kreise als auch die blattartigen Tropfen,
hingegen sind die haarähnlichen Striche viel häufiger,
wobei diese meistens von einem kleinen Bogen aus einer
gekräuselten Linie überspannt sind.
Am besten mit den Zierbuchstaben in Linz 400
vergleichbar sind die mit nur spärlichem Ornament
umgebenen "Fleuronnes" unseres Codex. Bei dem "S" auf
f. 64r in Linz 400 (Abb. 77) nimmt das Ornament auf ganz
ähnliche Weise wie bei dem "S" auf f. 12r in Linz 490
(Abb. 78) auf die Form des Schriftzeichens Bezug, obwohl
nicht genau dieselben Schmuckmotive verwendet werden. Die
Linien folgen dem Schwung des Buchstabens, wobei sie sich
kräuseln, wo sie um einen an den Buchstabenkörper
angesetzten, punktförmigen Knoten herumgeführt sind; am
Ende des unteren Bogens des "S" entfernt sich die Linie
in beiden Beispielen vom Schriftzeichen, der dadurch
entstehende zwickelartige Zwischenraum wird mittels
einer gekräuselten Linie abgeschlossen. Ähnlich verläuft
auch die Linie, die den oberen "S"-Bogen an seiner
Außenseite nachvoll zieht: sie hebt sich ab vom Buchstaben
und rollt sich nach unten ein; der Zwischenraum zum
Buchstaben wir wiederum durch eine Kräusellinie begrenzt.