Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1938 (1938)

liehen Hofkammerrat Johann Spinöler. 
Dieser hatte non Kaiser Ferdinand II. 
das Recht erwirkt, öie Herrschaft käuf¬ 
lich zu erwerben, weil er „in Ort zu 
leben unö zu sterben gedachte". Er ver¬ 
zichtete aber auf sein Kaufrecht zugun¬ 
sten des gefürchteten Statthalters von 
Oberösterreich, öes Grafen Aöam Her- 
berstorff, unö zwar „guetwillig unö 
allein öer kaiserlichen Majestaet zu 
nnterthanigsten Ehren". Mit Herber- 
storff wuröe zu Linz ein „Aceorö" ab¬ 
geschlossen, demzufolge ihm öieser öie 
Hypothek um 110.000 Gulden Rh. ab¬ 
löste unö dafür die Herrschaft Ort 
Mittfasten 1626 erhielt. Der formelle 
Kaufbrief wuröe im November 1626 
ausgefertigt. Als Kaufschilling galt der 
Betrag von 100.000 Gulöen Rh. Die 
kaiserliche Schulöpost wuröe nun durch 
Uebergabe öes Pfanöobjektes an öen 
Gläubiger gelöscht. Es mußten aber 
jährlich gegen 300 Stück Eöelfische aus 
öen Fischwüsfern öer Herrschaft an öen 
kaiserlichen Hof geschickt werden. Der 
Kaiser behielt sich öen „ewigen Wiöer- 
kauff" (das Vorkaufsrecht) und „öen 
roten unö schwarzen Wilöbann" (öie 
Jagd in allen Forsten öer Herrschaft). 
Auch behielt er sich die Nutzung aller 
zur Herrschaft gehörigen Waldungen 
vor, wogegen öer Käufer unö seine 
Untertanen das nötige Brenn- unö 
Bauholz mit Vorwissen öes kaiserlichen 
Walömeisters beziehen durften. 
Die Herrschaft Ort wurde bald 
darauf vom Kaiser zur Grafschaft er¬ 
hoben. Das Jahr öer Besitznahme der 
Herrschaft Ort durch Herberstorff brach¬ 
te der Stadt Gmunden eine unange¬ 
nehme Ueberraschung. Unö weil sich 
manche darauf bezügliche Begebenheit 
in den Räumen öes Schlosses abspielte, 
soll auch hier öavon öie Reöe sein. An¬ 
fangs Dezember 1626 war der Graf ins 
Schloß eingezogen. Schon öie nächsten 
Tage tat er öem Magistrate öer Sraöt 
Gmunöen seinen Wunsch kund, das 
Traundorf käuflich zu erwerben. Die 
Stadt, öie vor 22 Jahren nach lange 
erfolglosen Verhandlungen mit dem 
damaligen Schloßherrn Grafen von 
Polheim endlich in öen Besitz des 
Traunöorfes gekommen war — das 
Traundorf war von jeher (um öie Mit¬ 
te öes 14. Jahrh.) öer Herrschaft Ort 
untertan unö nach Altmünster einge- 
pfarrt — empfand dieses Ansinnen 
überaus schwer unö widersetzte sich 
nach Kräften. Der Magistrat, öer vor 
öem Grafen im Schlosse erschienen 
war, lehnte jedes Verhandeln ab, ohne 
zu ahnen, in welchem Maße er sich öie 
Mißgunst öes öamals Mächtigsten im 
Lande zugezogen habe. Unter An¬ 
drohung einer militärischen Einquar¬ 
tierung in der Stadt unö mit öem 
Rufe: „Die Bürger haben meine Un- 
gnaöt", was einstweilen nur seine 
„rotatlassene Hosen" tatkräftig zu spü¬ 
ren bekamen öurch einen Schlag mit 
der rechten Hand, zwang er öie Abge- 
sanöten öer Stadt, seinem Wunsche zu 
willfahren, was diese vorbehaltlich öer 
Einwilligung öes ganzen Magistrates 
unö öer Bürgerschaft zusagten. 
„In öem großen Saale, öa öie Wap¬ 
pen abgemalet" empfing Herberstorff 
nach Abschließung öes Kaufes (um 
3000 fl. Rheinisch unö 100 Thaler Leit¬ 
kauf) alle Untertanen von Traundorf, 
geführt vom Magistrate öer Stadt. Sie 
mußten öem Grafen als ihrem recht¬ 
mäßigen Egentümer „allen schuldigen 
Gehorsam" durch Handschlag geloben. 
Den Magistrat lud er öann zur Tafel 
unö öieser mußte öem Gewaltigen zur 
Erwerbung öes Traundorfs gratulie¬ 
ren, was ihm sauer genug geworden 
fein mag unö „er ist mit ihnen lustig 
gewest". 
Kaum ein Jahr öarauf — öas hat 
öer Mächtige wohl nicht geahnt — wur¬ 
öe ihm auf seinen beiöen Schlössern 
übel mitgespielt. Die Bauern haßten 
öen bayrischen Statthalter wegen sei¬ 
ner harten Maßnahmen in Sachen der 
Gegenreformation — sie nannten seine 
Herrschaft Ort spottweise ,>öas Statt¬ 
halter-Landl" und warteten auf eine 
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