Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1938 (1938)

1422 erfolgten Tode folgte im Besitze 
der Herrschaft sein Sohn Reinprecht III. 
von Wallsee, obrister Marschalk in 
Oesterreich, obrister Truchseß in Steyr 
und auch Landeshauptmann von Ober¬ 
österreich. 1160 übernahm sein zweiter 
Sohn, Reinprecht IV. von Wallsee, 
Burggraf zu Steyr unö gleichfalls 
Hauptmann des Laubes ob der Enns, 
die Herrschaft Ort. Er starb im Jahre 
1183. Mit ihm erlosch bas berühmte, 
mächtige Geschlecht öer Herren von 
Wallsee, die fast ein unö ein halbes 
Jahrhundert mit Rittermacht und Rit¬ 
terpracht bie Geschicke unseres heimat¬ 
lichen Schlosses lenkten. Als ritter? 
müßiges Lehen fiel nun bie Veste Ort 
an den Kaiser Friedrich III. zurück. 
Er ließ die Herrschaft durch Pfleger 
verwalten. Der angesehenste war Chri¬ 
stoph Jörger, ein persönlicher Freund 
Luthers und eifriger Reformator. 
1481 wurde bas Lehen an öen dama¬ 
ligen Landeshauptmann von Ober- 
österreich, Gotthard von Starhemberg, 
verliehen. Dessen Nachfolger in öer 
Herrschaft Ort war Bernhard von 
Scherffenberg, dem das Vertrauen sei¬ 
nes kaiserlichen Herrn eine Reihe von 
Würden unö Aemtern zuteilte — er 
war kaiserlicher Feldhauptmann, Lan¬ 
deshauptmann von Oberösterreich unö 
niederösterreichischer Regimentsrat. In 
öen Neunziger-Jahren des in Rede 
stehenden 15. Jahrhunderts dürfte ihm 
das Lehen verliehen worden sein, nach¬ 
dem ihm seine Gemahlin, die einstige 
Mitbesitzerin öer Herrschaft Ort, die 
Witwe Reinprecht IV. von Wallsee, im 
Jahre 1489 durch öen Tod entrissen 
worden war. 1513 segnete auch er nach 
einem tatenreichen Leben das Zeitliche 
unö übergab das Erbe seinem Sohne 
Hans von Scherffenberg. Dieser starb 
zwischen 1622 unö 1628 ohne Nachkom¬ 
men, darum übernahm die Herrschaft 
sein Bruder Wolf, der mit Katharina 
Anna von Starhemberg vermählt war. 
„Am Samstag unserer Frawen Schie- 
öung" (Mariä-Himmelfahrtstag) 1546 
schied auch er aus dem Leben, wie au, 
seinem Grabstein an der Pfarrkirche zu 
Altmünster zu lesen ist. Von seinen 
Nachkommen, eine Tochter Anna unö 
drei Söhne, erbte die Herrschaft 
Eustachius, nunmehr Herr „zu Gleyß, 
Ort am Traunsee und Waldtbach". 
Er starb zu Vöcklabruck „am Pfinztag 
vor dem Palmtag" 1667; es folgte ihm 
sein Bruder Gregor, der ihm aber noch 
im selben Jahre auch im Tode nach¬ 
ging, unö zwar am St.-Stephanstage. 
Der dritte Sprosse des Geschlechtes, 
Gotthard von Scherffenberg, betreute 
nun das Erbe bis zum Jahre 1684. 
Seine Witwe Apollonia folgte ihm im 
Besitze bis 1587 und vererbte dann die 
Herrschaft an ihre Tochter Elisabeth, 
die Gemahlin Georg Achaz von Star¬ 
hemberg auf Peuerbach. Durch Kauf 
kam weiterhin die Herrschaft 1588 an 
Weikharö Freiherrn von Polhaim unö 
Wartenburg auf Puechhaim. Nur weni¬ 
ge Jahre behielt er sie zu Eigen; schon 
1596 verkaufte er sie an die landesfürst¬ 
liche Stadt Gmunden. Die Erhaltung 
der Gebäude kostete sehr viel, Einnah¬ 
men waren keine, darum kam die Stadt 
in eine mißliche Finanzlage und war 
gezwungen, sie zu verkaufen. Acht Jah¬ 
re später wird Ort kaiserlicher Besitz, 
Rudolf II. erstand daß Schloß im Jah¬ 
re 1693. Wahrlich, ein wechselvolles 
Geschick, das sich noch fortsetzt in die 
kommenden Jahrhunderte, ist diesem 
„teuren" Besitze beschieden. 
Der Kaiser bestellte öen Salzamt¬ 
mann Veith Spinöler zum Pfleger der 
Herrschaft. Dieser hatte dem Monar¬ 
chen 20.000 Gulden Rheinisch zur teil¬ 
weisen Bezahlung des Kausschillings 
vorgestreckt und der Kaiser gestattete, 
daß dies Darlehen auf der Herrschaft 
Ort sichergestellt werde. Durch weitere 
Darlehen wuchs der Betrag samt öen 
rückständigen Zinsen auf 100.000 Gul¬ 
den Rh. Weil keinerlei Rückzahlung 
erfolgte, so verblieb die Herrschaft 
„Pfand- unö pflegsweise" auch dem 
Sohne Veith Spinölers, dem kaiser-
	        
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