Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1936 (1936)

.Sagen 
aus der Umgebung des Traunsees 
Von Alexander Reisenbichler 
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Du, lieber Seiet, kennst gewiß die schönen Satorianlagen bei 
Gmunden. Sie werden nördlich von einer anmutigen Bodenwelle 
abgeschlossen, die einen kräftigen Bestand von Fichten, Tannen und 
Buchen trägt. > 
Das Wäldchen da oben heißt im Volke Puechmooser Wald, ge¬ 
nannt nach dem dahinter gelegenen sagenumwobenen Puechmooser 
Grunde. Es ist dies ein anziehendes Fleckchen Erde in der Ortschaft 
Eck, Gemeinde Altmünster. Die Blumen scheinen hier doppelt so 
schön zu blühen und die Vögel doppelt so schön zu singen als anders¬ 
wo. Kein Wunder, daß das Ecker Völkchen all das Geheimnisvolle 
und Wunderbare, was sich im Umkreise ereignet Haben soll, hieher 
verlegte. 
Meine gute Großmutter, längst deckt sie der kühle Rasen, kannte 
die Gegend genau. Sie war ja hier aufgewachsen und hat während 
ihrer langen Lebenszeit viele Sagen gehört und sie treu gehütet in 
ihrem tiefgründigen Herzen. 
Sie erzählte besonders gerne und in der ihr eigenen unnachahm- 
baren Weise 
„die Sage vom Puechmooser Walde". 
Es ist schon lange her, da wurde von Unbekannten ein Schatz 
vergraben, tief, recht tief. Die Leute wußten davon, doch niemand 
kannte die Stelle, wo man ihn in die Erde senkte. Da hatte eine 
fromme Frau einen wundersamen Traum. Es träumte ihr, daß bei 
der größten Buche des Puechmooser Waldes ein Schatz vergraben 
liege. An einem Freitag um zwölf Uhr nachts soll sie hingehen und 
unter Gebet warten, bis sich der Schatz aus der Erde hebe. Sie dürfe 
aber niemandem etwas sagen, sonst sei alle Mühe umsonst. Weil aber 
viele Weiber lieber glühende Kohlen auf ihrer Zunge liegen lassen 
als ein Geheimnis, so sagte auch die Frau den Traum der Nachbarin. 
Am Freitag tat sie, wie ihr im Traume befohlen wurde. Sie 
ging vor Mitternacht zur großen Buche, legte um den Stamm Wei¬ 
denkätzchen und wartete unter frommen Sprüchen auf den Schatz. 
Richtig, kaum war der letzte Schlag vom Turme der Orter Kirche 
verklungen, so schob sich aus dem Wurzelgeflechte langsam und leise 
eine eiserne Kiste hervor, immer weiter und weiter. Schon war der 
Schatz aller Erde ledig und das lüsterne Weiblein wollte flink dar- 
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