Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

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Jacke, aus deren rechtem Aermel am Ellenbogen das Hemd heraus¬ 
sah, boten ihm ebensowenig Schutz gegen die Kälte, wie die zerrisse¬ 
nen Stiefel mit den schiefgetretenen Absätzen, und die Ohren wären 
ihm längst erfroren, hätte er nicht sein Taschentuch über die Kappe 
fest um den Kopf gebunden. Den Jackenkragen in die Höhe geschla¬ 
gen, den Stock unterm Arm, das ärmliche Bündel daran befestigt, 
die frostbeuligen Hände in den Hosentaschen, so stolperte er weiter, 
gedankenlos, maschinenmäßig, ein Landstreicher, wie tausend andre. 
Er bereute es jetzt fast, daß er im Städtchen, das er heute früh 
verlassen hatte, nicht geblieben war. Man hatte ihm Beköstigung 
und Obdach geben wollen, wenn er sich's durch Schneeschauseln ver¬ 
diente, aber er hatte höhnisch gelacht und war weitergezogen. Es 
Die neue Bergfahne -es Bad Jschler Salzberges. 
gab noch Leute genug, die Almosen verabreichten, ohne eine Gegen¬ 
leistung dafür zu fordern. War's nicht hier, so war's im nächsten 
Orte. Aber der nächste Ort war weiter als er dachte und der Schnee 
so hoch, daß er nur langsam vorwärts kam. Und dabei kein Tropfen 
mehr in der Schnapsflasche. „Hol der Teufel dies erbärmliche Hun¬ 
deleben!" 
Da hörte er in seiner Nähe Stimmen und unwillkürlich be¬ 
schleunigte er seine Schritte. Bei der nächsten Biegung der Straße 
sah er eine Lichtung vor sich und auf ihr ein kleine Gruppe. Ein 
Mann in warmem Flauschrock und hohen Stiefeln, eine Pelzkappe 
aus dem Kopf, kniete im Schnee und war eifrig beschäftigt, eine klei¬ 
ne, schlanke Tanne umzuhauen. Zwei Kinder, ein Mädchen und ein
	        
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