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„^Stille Flacht, heilige Flacht."
Von Karl Müller-Rastatt.
Die ganze Nacht hindurch hatte der Sturm gewütet, bis tief in
den Tag hinein. Jetzt war seine Wut gebrochen, sein Heulen und
Pfeifen verstummt, und tiefe Stille lagerte über den weißveryange-
nen Bergen, ur hie und da tönte ein lautes Krachen seltsam hallend
durch die eisige Luft, wenn da oder dort ein Ast unter der allzu mäch¬
tigen Schneelast vorn Stamme brach. Und vom grauen, düsteren
„Die Geburt Christi"
ein im Jahre 1424 entstandenes Gemälde des Hamburger Meisters Francke.
Himmel fielen langsam und stetig neue Flocken hernieder, machten
den weißen Teppich immer dicker, der sich über das Land breitete,
und begruben Weg und Steg.
Auf der Landstraße, die den Bergwald durchschnitt, stapfte ein
Mann mühsam vorwärts. Ab und zu blieb er stehen und schlug die
Arme ein paarmal heftig um den Leib, um sich zu erwärmen. Kein
Wunder, daß er fror! Die braune, oft geflickte Hose und die blaue