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Ihr Atem ging jetzt merkwürdig ruhig, sie Wien zu schlafen. Das
dauerte eine lange Zeit, die dem Manne aber kurz vorkam,' denn er
wurde nicht müde, ihre litzben Gesichtszüge zu betrachten. Heute sah
er sie doch zum letztenmal. Himmel war das hart! Ein paarmal
schaute er aus die Uhr. Wie die Zeit verging. — Jetzt dauerte es
noch anderthalb Stunden . . . jetzt noch eine Stunde, dann mußte
er gehen! Hin und wieder zuckte es um seinen Mund, oft gab es sei¬
nen Wangen einen' Riß, die Zähne klapperten und an seiner Stirn
gingen die Falten ans und nieder. Wie furchtbar es in seinem In¬
nern brannte, konnte er niemandem sagen.
Florian Födermayr
christlichsozialer Nationalrat aus dem Traunkreis.
Plötzlich schlug das Mariele die Augen auf, schaute groß herum,
lächelte dem Manne freundlich zu und sagte laut:
„Franzl, jetzt hab ich einen schönen Traum gehabt. Mir ist
vorgekommen, ich bin ganz gesund und wir sitzen beide nebeneinan¬
der und wir haben beide gesungen: „Bei uns iN Tirol is a Freud'."
-Du, du, so schön zusammengestimmt haben wir nie wie dies¬
mal. .... Sag' einmal, Franzl, tätest mir nicht recht etwas Liebes,
wenn ich dich schön bitt'?"
„Gar all's, was du verlangst," beteuerte er.
„Franzl, sei so gut, nimm' die Gitrrr und sing mir eins,' ich
möcht' grad' wieder einmal deine Stimme hören."