Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

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Lin sonderbarer Rechtsfall. 
In dem Maße, wie der Jahrhunderte alte Katholikenhaß in England 
einer gerechten Auffassung Platz macht, werden Versuche gemacht, die an 
Katholiken begangenen Ungerechtigkeiten wieder gutzumachen. Einen merk¬ 
würdigen Rechtsfall dieser Art hat nun ein Abgeordneter aus Laneashire, 
Franeis N. Blunöell, der englischen Regierung vorgelegt. Er wies 
nach, daß die bekannte Triumphpforte aus seinem Marmor in der Mitte 
Londons, bei der Mündung der Oxford Street in den Hyöepark, die so¬ 
genannte Marble Arch, eigentlich das Eigentum der irländischen Jesu¬ 
iten sei. 
Die irländischen Jesuiten hatten in Paris ein Haus, das während der 
Kommune von revolutionären Banden in Brand gesteckt wurde. Das eng¬ 
lische Ministerium des Aeußeren erhob ob der Vernichtung des Eigentumes 
britischer Untertanen bei der französischen Regierung Ansprüche auf Ersatz, 
und es wurde ihm tatsächlich die Entschädigungssumme von 40.000 Pfund 
Sterling ausbezahlt. Als es sich aber darum handelte, dieses Geld den ge¬ 
schädigten Eigentümern, den irländischen Jesuiten auszuhändigen, erklärte 
die englische Regierung, die Jesuiten seien als eine gesetzlich nicht aner¬ 
kannte Körperschaft zu dem Besitze dieses Geldes nicht berechtigt. Und so 
wurde mit dem Gelde die Triumphpforte aufgeführt. Jetzt harrt die schwie¬ 
rige Rechtsfrage der Lösung, wie dieses begangene Unrecht wieder gutzu¬ 
machen sei, nachdem man die gegen die Jesuiten erlassenen Gesetze der Re- 
formationszeit längst nicht mehr als zu Recht bestehend betrachtet. 
Ist der Hinduismus eine „Sekte"? 
Es ist für uns Europäer oft sehr schwer, die religiöse Lage der asiati¬ 
schen Völker richtig zu verstehen. So hört man nicht selten von der „Reli¬ 
gion" der indischen Hindu im Sinne einer bestimmten religiösen Sekte spre¬ 
chen. Das ist aber ganz unrichtig. Der Hinduismus ist eine große Samm¬ 
lung von Sekten und Irrlehren. Es steht mit dem Wort „Hinduismus" 
so wie mit dem Wort „Protestantismus", das heute auch nur noch eine sehr 
unbestimmte Bedeutung hat, da es für eine große Anzahl von widerstreiten¬ 
den und entgegengesetzten Lehren und Haltungen gebraucht wird, die sich 
fast nur in ihrer gemeinsamen Gegensätzlichkeit zur katholischen Kirche glei¬ 
chen. Der Hinduismus ist aber ein noch viel weniger bestimmter Begriff 
als der des Protestantismus, und das nach dem Urteil der Hindu selbst. 
Vor einiger Zeit sagte der berühmte Swami Vive kan an da, der 
große Führer der Hindu und der Gesandte des Hinduismus zum Religions¬ 
parlament von Chicago im Jahre 1896, in einem seiner öffentlichen Vor¬ 
träge: „Wir Hindu nehmen jede Religion an, wir beten in den Moscheen 
wie die Mohammedaner, wir huldigen vor dem hl. Feuer der Befolger des 
Zarathustra und knien vor dem Kreuze der Christen." Ein anderer berühm¬ 
ter Schriftsteller unter den Hindu, P. R. Bose, sagte: „Der Hinduismus 
gestattet eine weitgehende religiöse Ueberzeugung, so daß gebildete Leute, 
sie mögen Pantheisten, Monotheisten, Agnostiker oö. Positivisten sein, in der 
reichen Literatur unserer Ahnen Licht und Führung finden können."
	        
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