Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1925 (1925)

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Der Tofernhof. 
Eine Geschichte aus den Bergen. 
Bon Hans Kelling. 
Die Tauern können entsetzlich unhöflich sein, wenn sie es ein¬ 
mal auf Harmlose Touristen abgesehen Haben. — Wir Hatten kühn 
den Nebelwall durchbrochen, welcher seit frühem Morgen auf der 
Arlscharte gelegen war, und dies sollten wir nun büßen. Der Wind 
hatte die Nebel, die mürrisch auf den Kämmen und Gipfeln lager¬ 
ten, aufgereizt. Unter seiner Führung stürmten sie jetzt hinter 
uns her, und nun 'begann eine 'wilde Jagd. Der Sturm heulte 
uns in die Ohren, die Nebel verlegten uns den schmalen Pfad 
und warfen uns Wassergüsse auf den Leib, daß es durch die „was¬ 
serdichten" Lodenmäntel wie durch Siebe rann; die „Latschen" 
spritzten uns schwere Tropfen auf die Knie, und im Walde schlu¬ 
gen uns die Lärchen ihre schwanken Zweige ins Gesicht. Wir 
sprangen in mächtigen Sätzen talwärts, pfadlos aus das Gerate¬ 
wohl an dem Abhänge hin,- nur Mbwärts" war die Losung,- wie 
jene des Wildbaches. Was aber der vermag, nämlich über turm¬ 
hohe Wände hinabzuspringen, das können zwei Touristen, und 
seien sie noch so beherzt, doch nicht nachahmen. Auswärts galt es 
also wieder zu steigen, um vielleicht weiter oben an dem Abhänge 
einen Pfad zu finden, der sicher in das Tal führte. Schwer genug 
!kam es an, aber es mußte ja sein. Plötzlich fanden wir uns auf 
einem kleinen Bergrücken, eine Weile ging es auf diesem fort, 
dann hieß es wieder hinab. Rechts? Links? Alles gleich, nur 
immer der Tiefe zu. 
„Wie sind nicht aus dem rechten Wege! 
„Mich würde es wundern, wenn wir es wären!" 
„Wohin werden wir aber kommen?" 
„Irgendwohin! Eine Sennhütte oder ein Heustadel muß uns 
doch in die Quere kommen." 
Vertrauen findet stets seinen Lohn. Wir hatten uns eben 
wieder durch einen Waldstrich durchgekämpft, da tauchte im Nebel 
etwas wie ein dunkler Block auf. Es ist eine Hütte,- klein, mehr 
Stall als Menschenwohnung, aber was fragt man jetzt danach., ^ie
	        
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