Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1925 (1925)

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-dem Menschen «ist. Bei kniehohem Schnee hatte ich einen zwei¬ 
tägigen Ausflug zu Chifor gemacht, her aber résultat los verlieh 
meil unsere Saurühen, Lurch hie ständige Anwesenheit von Wölfen 
eingeschüchtert, nicht wagten, entsprechend zu suchen. In Ser Nacht 
konnte ich San« keinen Schlaf finden, Senn diesmal trieben es die 
Wölfe besonders arg und interessierten sich stark für den neben 
Chifors Behausung gelegenen und äußerst baufälligen Schafstall. 
Da der Mond hie und da durch die Wolken blickte, war ich jede 
halbe Stunde draußen, aber die entsetzlich knarrende Türe mag 
wohl die Wölfe jedesmal gewarnt haben. Da, es ging schon gegen 
Morgen, schlugen die Hunde wieder einmal wütend an und ent¬ 
fernten sich vom Hause. Mit schußbereitem Gewehre den Hunden 
folgend, hörte ich plötzlich, wie das wütende Gebell der Hunde in 
freudiges Winseln umschlug, und einige Minuten später stand, 
kaum traute ich meinen Augen, Chifors Bruder, der in einem 
weit entfernten Dorfe zu Hause war, vor mir und bot mir in aller 
Seelenruhe die Tageszeit. Der gute Mann war ungefähr um Mit¬ 
ternacht, bewaffnet mit einer hölzernen Heugabel, von feinem 
Hause losgezogen und traf nun nach stebenstündigem Marsche, 
nachdem er Hübsch einige tausend Joch Wald durchquert, bei uns 
ein. Während feines Weges hatte ihn das Geheul der Wölfe be¬ 
gleitet, aber, wie er meinte, geniere ihn das gar nicht, denn als 
alter Waldläufer wisse er ganz gut, daß der Wolf dem Menschen 
nichts tue. Mancher Wolf mag in dieser Nacht den Weg des Alten 
gekreuzt haben, aber einen Angriff hat keiner gewagt. Sowohl 
Chifor als auch sein Bruder sind in vielen Jahrzehnten ihres 
Waldläufer- und Hiràlebens unzählige Male, dabei meistens 
ohne Waffen, mit Wölfen zusammengekommen, aber nie sind' diese 
beiden auch nur bedroht worden. 
Den größten Schaden Haben ihnen die Wölfe dadurch zuge¬ 
fügt, daß sie ihnen schon wiederholt ferme und hoch im Preise 
stehende Saurüden zerrissen haben. Wenn wir so tagsüber hinter 
den Sauen her waren und kamen dann unsere Hunde mit einge¬ 
klemmter Rute auf uns zugestürmt und wichen nicht mehr von 
unserer Seite, so wußten wir, daß Wölfe in der Nähe waren. Es 
sind mir aber nur wenige Fälle bekannt, daß der Wolf in Verfol¬ 
gung des Hundes so unvorsichtig in die Nähe des Jägers kam, daß 
er von diesem erlegt werden konnte. Auf die Jagdhunde haben es 
die Wölfe Hesonders abgesehen, und viele unserer besten Bracken 
sind schon in die Magen dieser stets hungrigen Räuber gewandert. 
Der Jäger darf daher in diesen Gegenden nach beendigter Jagd 
nie den Wald verlassen, bevor er nicht alle seine vierbeinigen Ge¬ 
hilfen um sich versammelt hat. Wie oft bin ich nach anstrengender 
Jagd todmüde unter einer alten Eiche gesessen, habe auf dem Jagd-
	        
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