Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1921 (1921)

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Luna Cläre wurde inzwischen nochmals ins Schlafzimmer- 
chen verwiesen. Diesmal, um sich zu waschen und umzukleiden . . 
Nach einer Weile schlüpfte eine schlanke, zierliche Gestalt aus dem 
Alkoven-, sie trug Ledergamaschen und Kniehosen, ein grau- 
karriertes Jackettchen und über dem aufgebundenen Haar saß ein 
trotziges Hütchen. Niemand hätte in diesem Aufzug Luna Cläre 
wieder erkannt. Auch geistig war sie mit einem Schlage wie um¬ 
gewandelt- sie fühlte sich kräftig genug, den weiten, nächtlichen 
Ritt zu machen. . . 
Schon hörte man das Gestampfe der nahen den Pferde- auch 
Menschenstimmen wurden laut. Der Bürgermeister der Stadt 
war selbst erschienen und drückte sein Bedauern darüber aus, daß 
der Gentleman nun die Stadt verlassen müsse, ohne daß seine 
Nachforschungen den gewünschten Erfolg gehabt hätten. 
Auch Gilbert ging zu ihm hinaus und erklärte, er werde 
den Fremden noch eine Strecke weit begleiten, damit er den Weg 
nicht verfehle in der Nacht. Daß ihm kurz zuvor, während sich 
Luna umkleidete, Mr. Leonard Cläre den Antrag gemacht hatte, 
mit ihm nach England auf sein Gut in Clarehalli zu gehen, wußte 
er wohlweislich zu verschweigen. 
„Gut, gut, erweisen Sie dem edlen Herrn diesen ritterlichen 
Dienst!" erwiderte der Bürgermeister. 
Die Männer stiegen auf- das feine flotte Bürschchen ward 
sorglich in die Mitte genommen. Dann ging es in munterem 
Trabe davon. 
„Daß Sie mir aber morgen früh genug zurückkommen!" 
rief der Bürgermeister dem Prediger nach. „Sie müssen bei der 
Hexenverbrennung die letzten Gebete sprechen!" 
„Zeit genug!" tönte es zurück, „Zeit genug, Herr Bürger¬ 
meister!" 
3V olti Zeit und d' neugi. 
Ehnder habn ö’ Leut all samt oan Herrgott ghaüt, 
lind der hat eahner in da Not oft d' Herzen glabt. 
Hiatzt schnihlt sich a niadagelm sein Herrgott zua, 
Da olti war halt z streng. vo dem ham's gnua!, 
I bleib ba den, den 's Mnätterl mich Hat liaben g'lehrt 
lind den da Ahnlvoda hat lebenslang vaehrt. 
Damit bin i bis hiatzt am besten g'fahr'n, — 
Er hat mich üia no ganz ans'n Äug'n valorn. 
Den bleib ich treu und is scho wia üo woll, — 
Ter führtz' allerletzt zan Mnätterl mich glei af der Stell'. 
L. Scheidenberg. 
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