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gib's zu, Lina. Weißt du, ich kann ja
pr „Traube" hinübergehen. Und da
machen wir'S daun ab."
„Nur immer zu!" fuhr Frau Lina
zo r n sprüh en d auf. „Du laufst ja schon
in einemfort hinter dem kleinen Balg
her,' jetzt soll noch der Vater dran. Da
mitkommt. Kann sein, daß her Mann
sich sonst nicht weglocken läßt von sei¬
nem Bierkrug."
„Meinen Die Herrn Fried — Herrn
Gustav Fried?" fragte Melanie
atemlos.
„Stimmt schon", antwortete Frau
Fräulein Maria Speigner f.
Sonntag den 15. Juni 1919 ging Maria Speigner, Dienstmädchen bei Herrn Direktor
Goebel 'in Bad Ischl, 23 Jahre alt, aus Unterach gebürtig und dahin zuständig, mit ihrer
Freundin Frau Maria Wimmer. Hausmeistern im Salinenamtsgebände, Blumen pflücken
in die Enge Zimnitz. Schon am Rückweg befindlick, wollte sie noch einige Latschenzweige •
abbrechen, als sie wahrscheinlich infolge eines Fehltrittes den Halt verlor und vom Jagd¬
steig 50 Meter tief in den daselbst herabziehenden Graben auf felsiges Terrain abstürzte.
Der Tod muß augenblicklich eingetreten sein, nachdem die Schädelbasis abgetrennt, am
Hinterhaupt eine Wunde sichtbar und das Kreuz gebrochen war. Ihre Begleiterin rief
Leute aus der Gegend von Kreutern zu Hilfe und wurde die Verunglückte von den Herren
Josef Huber, Obmann des Bergsteigerbundes, Matthias Gschwandtner, Philipp Sams und
Alois König geborgen, was sehr mühevoll war und das Abseilen der Verunglückten aus
ihrer Lage erforderte. Maria Speigner war ein sehr solides braves Mädchen und hätte
im August 1919 heiraten wollen.
hab' ich nur mehr zu wünschen, daß ihr
miteinander bei der Traubenwirtin
festgenagelt bleibt, und in euch hinein¬
schüttet, soviel da Platz hat."
Der Alte lachte verlegen. — „Nein,
Lina", sagte er, nach Rock und Mütze
langend, die an der Wand hingen,
„nein, am heutigen Abend laß ich dich
nicht allein. Du weißt, es ist zwei
Schritt zur „Traube" und ich bin im
Handumwenden wieder da. Aber viel¬
leicht wird's not tun, daß die Madam'
Lina mit höhnischem Lachen. „Herr
Gustav Fried, Herr, weggejagter Zei-
chenlehrer und noch vieles andere.
Aber die letzte Miete ist er uns noch
schuldig, und für sein Kind müssen
andere Leute arbeiten. So ein großer
Herr ist er. Die Gläubiger können
darben und er sitzt im Wirtshaus und
läßt sich's wohl sein. Und dabei muß
man noch tun, als wär's einem recht
und muß hoffen, daß ihn die Traubew
Wirtin endlich nimmt, die alte När-