Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

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davon, und Lore ging!. Der Förster war 
bereits anwesend. Als er des Mädchens 
ansichtig wurde, lehnte er sein Gewehr an 
einen Baum und machte ihr einige 
Schritte entgegen. Lore erkannte den 
einst so lebensfrischen Mann kaum wie¬ 
der, denn seine Gesichtszüge waren ver¬ 
stört, die Augen lagen tief in den Höhlen 
und flackerten unheimlich. In abgebroche¬ 
nen Sähen stieß er hervor: „Lore, ich 
mußte Dich noch sehen und Deine Ver¬ 
gebung erlangen, ehe ich gehe. Ich er¬ 
trage dieses Leben nicht mehr länger, 
nimm meinen Tod als Sühne für die be¬ 
gangene Schuld!" 
Ehe das bestürzte, an allen Gliedern 
bebende Mädchen den Sinn der Worte 
noch fassen konnte, zog Kurt von Rochlitz 
blitzschnell einen Revolver hervor, ein 
Schuß krachte — und der Förster sank mit 
durschossenem Herzen zu Boden. 
Lore vergaß in diesem Augenblicke die 
Vergangenheit: weinend neigte sie sich 
über den Geliebten und flüsterte: „Kurt, 
ich vergab dir ja längst, weil ich dich noch 
immer liebe." Da ging ein sonniges Leuch¬ 
ten über das Gesicht des Sterbenden. 
„Hab' Dank, du Gute!" lispelte er noch 
leise und haschte nach ihrer Hand, dann 
brach das wehe Auge. 
Ties erschüttert verlieh Lore ein Weil¬ 
chen später den Wald. Sie nahm den Re¬ 
volver mit sich fort und warf ihn in dil 
tiefste Stelle des Moores. In ihrem Her 
zen war es plötzlich still geworden, de 
Tod des geliebten Mannes hatte allö 
Unrecht, alle Bitterkeit ausgelöscht. 
„Der Förster wurde von Wilderern er 
schossen", erzählten sich die Leute am an 
dern Tage. „Er hat sich selbst erschossen" 
raunten sich andere zu, „weil er die Lor 
nicht vergessen konnte", aber etwas Ge 
wisses erfuhr niemand. Die junge Witw 
ließ dem Toten ein herrliches Grabdenk 
mal setzen und Vehrte dann zu ihren El 
tern zurück. 
Es ist vierzig Jahre später. Kirchstettei 
hat einen neuen Friedhof, weil der alt 
längst zu klein geworden, einsam und ver 
lassen liegt der alte nun da, die Kreuze 
verwittert, die Gräber verwildert. Nur 
eines prangt jahrein, jahraus 'im Blu¬ 
menschmücke. Kaum sind Veilchen ust 
Primeln verwelkt, duften schon Rosen mtl 
Nelken wieder auf dem Hügel. Fast täg¬ 
lich kommt eine alte, gebückte Frau wt 
silberweißem Haar auf den Friedhof, 
ist die schwarze Lore, die das Grab de§ 
unglücklichen Försters immer besucht urst 
pflegt. Alle Bewerbungen um ihre Hanl 
schlug sie aus, still und einsam geht st 
durchs Leben, denn: 
,/Sie trauert noch dem Einen nach, 
Der einst das junge Herz ihr brach!" 
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Sinnsprüche. 
Willst du eine Freude ganz allein für 
dich genießen, so nimmt ihr Reiz als¬ 
bald ab. 
Es ist nicht immer nötig, daß das 
Wahre sich verkörpere, schon genug, wenn 
es geistig umherschwebt und Ueberein¬ 
stimmung bewirkt, wenn es wie Glocken¬ 
ton ernst und freudig durch die Lüste wogt. 
Die Alten haben Liebe so nötig wie 
Sonnenschein, beides ist Wärme. 
Viktor Hugo. 
Die tausend Stimmen der Natur, die 
ohne Worte zu uns reden, machen das 
Menschenherz wieder jung. 
Eitelkeit ist eine persönliche Ruhm¬ 
sucht! Man will nicht wegen seiner Eigen¬ 
schaften, seiner Verdienste, Taten geschätzt, 
geehrt, gesucht werden, sondern um seines 
individuellen Daseins willen. 
Sei mild bei deines Nächsten Fehle, 
Doch strenge deiner eigenen Seele: 
Verschließ' dein Herz dem Weltgetümmeh 
Doch halt' es offen für den Himmel. 
Was der Verstand nicht zu heilen ver¬ 
mag, heilt die Zeit. 
Ung. Sprichwort. 
* 
Treue Liebe bis zum Grabe 
Schwör' ich dir mit Herz und Hand, 
Was ich bin und was ich habe, 
Dank' ich dir, mein Vaterland. 
Fallersleben. 
Es ist nicht nötig, daß ich lebe, wohl 
aber, daß ich meine Pflicht tue und für 
mein Vaterland Kämpfe. 
Wahlspruch Friedrichsldes Großen. 
Zur Tugend der Ahnen 
Ermannt sich der Held. 
Goethe. 
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