Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

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ttft iMchen regungslos auf der Bank sitzen ge- 
^ Iblie'ben- es lag ihm wie Blei in den Glie- 
LJrJ dern. Immer noch stand' Lores letzter 
rrsiA H..M vor seiner Seele. Ach, so hatte ihn 
* ^ vor Jahren einmal ein Reh angeschaut, 
"f * faS er todwund geschossen hatte! Tau- 
lvarzk ^lnö, wie ein Trunkener, verließ er den 
-oegi Wald. Sechs Wochen später führte er die 
arten reiche Forstratstochter zum Altare und 
Aus dem Gehölz kamen zwei Weih- 
lein mit Reisig. Vor der Baumschule leg¬ 
ten sie ihre Bündel nieder und ruhten 
aus. Offenbar bemerkten sie den Förster 
nicht, denn sie sprachen so laut, daß Kurt 
«unwillkürlich aufhorchen mußte. „Heute 
sah ich endlich wieder einmal die schwarze 
Lore", sagte die eine, „aber sie ist blaß 
nnd schmal geworben, während der lan- 
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Eine Hammelherde. 
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wachte dann mit ihr eine mehrmonatige 
»Reise nach dem sonnigen Süden. 
Wieder war der Frühling ins Land 
gezogen und mit ihm Saatengrün und 
Veilchenduft, Lerchenwirbel und Amsel- 
schlag wie alle Jahre. Kurt von Rochlitz 
war vor einigen Tagen von seinem Ur¬ 
laube zurückgekehrt mnd saß wieder auf 
der alten Bank bei der Baumschule. Er 
wachte nicht den Eindruck eines glück¬ 
lichen Ehemannes, denn seine Haltung 
war schlaff und müde, das Gesicht merk¬ 
würdig alt und verfallen. Er wollte sich 
versetzen lassen, doch seiner Frau gefiel 
es ausgezeichnet in dem freundlichen 
Kirchstetten. Düster starrte er vor sich hin. 
gen Krankheit!" „Kein Wunder auch", 
versetzte die andere, „das arme Ding soll 
ja ganz irre gewesen sein vor lauter 
Herzeleid um den verdammten Grün¬ 
rock." 
Der Förster wurde totenblaß, schlug 
die Hände vors Gesicht und stöhnte,- in¬ 
zwischen schritten die Frauen weiter. 
Andern Tages erhielt die schwarze Lore 
einen Brief. Er enthielt nur die wenigen 
Zeilen: ,Lomme um sechs Uhr abends zur 
Baumschule, es ist mein letzter Wunsch," 
und doch schwanden ihr fast die Sinne, als 
sie dieselben las und des Försters Schrift 
erkannte. Bitterkeit und Liebe stritten in 
ihrem Herzen. Die Liebe trug den Sieg
	        
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