Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

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h. Herr- in 'auffallend künstlicher Form wi'e Ka- 
ähnliq näle das vermeintliche Festland durch- 
tunder ziehen und deshalb auch Marskanäle ge- 
etwaZ nannt werden. 
neben« Von Venus und Mars können wir 
ommer also annehmen, daß sie in ihrem jetzi- 
rs den gen Zustand, insoweit er non den Astro¬ 
er all nowen ausgedeckt ist, organisches Leben 
nswerj beherbergen und somit Wohnstätten in¬ 
en, die 
telligenter menschenähnlicher Wesen sein 
könnten. Daß solche Wesen diese Planeten 
jedoch, tatsächlich bevölkern, dafür haben 
wir keine Beweise. Die Marskanäle, die 
auf eine großartige künstliche Bewässerung 
des wasserarmen Planeten Hinzudeuten 
scheinen, sind allerdings ein rätselhaftes 
Phänomen, das uns scheinbar dafür gel¬ 
ten könnte. Jedoch hält die Mehrzahl der 
Astronomen in neuester Zeit die soge¬ 
nannten Marskanäle nicht als stetig fort¬ 
gesetzte Wasserstraßen, sondern als unste¬ 
tig aneinander gereihte Fleckchen von un¬ 
bekannter Gestalt, welche in der großen 
Entfernung für das Auge in Linien zu¬ 
sammenfließen. 
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Die schwarze Lore. 
Vorfrühling war es. Die Lüfte weh- 
I ten lauer -und im Wald blühte der Schleh- 
I dorn. 
Kurt von Rochlitz, der junge Förster 
) in Kirchstetten, hatte eben die neue 
Baumschule besichtigt, dann blieb er ein 
J Weilchen vor derselben stehen und sog mit 
I vollen Lungen die würzige Waldesluft 
s ein. Die sinkende Abendsonne warf lange, 
| goldige Streifen in den Wald herein, an 
I den Zweigen der Bäume lugten durch die 
I braunen Hüllen schon zarte, grüne Blätt- 
ß chen hervor und aus dem Gehölze tönte 
Z Amselschlag herüber. „Herrgott, wie schön 
I ist doch deine Welt!" ries der Förster voll 
| Begeisterung aus und wollte weiter 
ß schreiten, doch schon im nächsten Augen- 
l blicke blieb er wieder stehen und schaute 
■- wie gebannt nach der andern Seite des 
Waldes. Eine schlanke, zierliche Mädchen- 
gestalt betrat eben die Lichtung. Ihr 
Köpfchen war zu Boden gesenkt, ab und 
zn bückte sie sich, um etwas zu pflücken. 
Der Förster trat hinter einen Baum¬ 
stamm und ließ das Mädchen ziemlich 
nahe kommen, dann sagte er: „He da¬ 
kleine Hexe, was suchst du da in meinem 
Reviere?" Das Mädchen ließ voll 
Schrecken ihr Körblein fallen und starrte 
den Sprecher verwundert an, dann aber 
lachte sie, daß ihre kleinen, weißen Zähne 
in der Abendsonne blitzten, und entgeg- 
nete: „Höst du mich aber jetzt erschreckt! 
Bist du. . . sind Sie", verbesserte sie 
rasch, „etwa gar der neue Förster, von 
dem die Holzfäller erzählen, daß er ein 
so strenger Mann sei?" „Ja, der bin ich" 
erwiderte lachend der Forstmann, „doch 
sag'., was suchst du so allein im Walde'?" 
Dabei reichte er dem Mädchen das entfal¬ 
lene Körbchen und schaute lange und tief 
in ihre großen, braunen Rehaugen. 
„Kräuter und Blumen für Großmutters 
Hausapotheke", antwortete das kleine 
Kräuterweiblein, sich zum .Gehen wen¬ 
dend. Auch der Förster ging. Unterwegs 
erzählte ihm das Mädchen, daß man sie 
wegen ihres schwarzen Haares die 
schwarze Lore heiße, aber ihr eigentlicher 
Name sei Leonore Radbegger: ferner daß 
sie bereits siebzehn Jahre alt und -ekn 
Waisenkind sei und am Saume des Wal¬ 
des in dem kleinen Häuschen bei ihrer 
Großmutter wohne. 
Beim nächsten Kreuzwege 'trennten 
sich die beiden. In der folgenden Nacht 
träumte die schwarze Lore von einem 
schmucken Jäger in grünem Rock und grü¬ 
nem Hütchen mit einem schönen Auer¬ 
hahnstoß und der Förster von einem jun¬ 
gen Mädchen mit einem süßen Kinderge- 
sichtchen und zwei langen, pechschwarzen 
Zöpfen über die Schultern. 
Nun sah und traf man sich öfter im 
Zauberreiche des Waldes, anfangs zufäl¬ 
lig, später absichtlich. Kurt von Rochlitz 
fühlte es bald heraus, dieses Mädchen 
ward sein 'Geschick, denn er liebte dir 
reine zauberische Waldblume so heiß und 
innig, so wahr und treu, wie er nie zu¬ 
vor weibliches Wesen geliebt. Und die 
Lore liebte den Förster, freilich mehr un¬ 
bewußt, mit der ganzen Macht und Selig¬ 
keit einer ersten Liebe wieder. 
Als im Walde die wilden Rosen 
blühten und die Vöglein ihre schönsten 
Lieder sangen, da küßte der junge Forst¬ 
mann zum erstenmale dir Purpurlippen 
der schwarzen Lore aus der Bank bei der 
Baumschule und flüsterte voll Innigkeit: 
„Lore, ich habe dich lieb, wehr als alles 
andere aus der Welt." 
Und sie schlang ihre weichen Arme 
ium seinen Hals und legte ihr schwarzes 
Köpfchen an seine Wange. 
Seit dieser Stunde begann für die
	        
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