Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

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wesen; er wird sterben, ehe er vor 
die Gewehrläufe derer kommt, die an 
ihm die Forderung eines strengen 
Gerichtes vollziehen sollen." 
„Hoffentlich ist es noch nicht so 
weit", sprach Jlka fast tonlos. 
Sie war eine Weile mit verhülltem 
Angesicht dagesessen. Jetzt erhob sie 
wieder hoch das Haupt und ihre Augen 
blitzten. 
„Wer mag den armen Stephan 
verraten und ausgeliefert haben?" 
Jlka wußte genug, um sich alles 
zusammenreimen zu können. Hochmut 
und Eifersucht hatten ihren Verlobten 
verblendet und ihn sein unedles Ge¬ 
müt offenbaren lassen. Er hatte ihr 
zum Trotz und aus Argwohn und 
Zorn über ihre barmherzigen Besuche 
in dem Hegerhäuschen einen häßlichen 
Schlag unternommen und den armen 
Stephan verraten. 
Das wagte der Graf ihr zu bieten, 
noch ehe die unauflöslichen Bande der 
Eine originelle Musikkapelle: Bulldoggen, die >u Musikern abgerichtet sind nnd 
ein Orchester imitieren. 
„Ich hörte unter der Dienerschaft 
ein Geflüster, daß unser alter Haus¬ 
meister in seiner Geschwätzigkeit das 
Geheimnis, daß Stephan Nebellen- 
führer gewesen sei, an den Grasen 
Radany verraten habe", sagte die 
Kammerzofe. „Der Kammerdiener 
Joschke hörte den jungen Grafen auch 
eine böse Drohung gegen Stephan 
ausstoßen, als er dann durch den 
Korridor eilte, um auf längere Zeit 
aus dem Schlosse zu verschwinden. Ich 
vermute, daß er Ihnen jenesmal nach¬ 
geschlichen ist, um Sie in dem Heger¬ 
häuschen zu belauschen." 
Ehe sie an ihn fesselten. Schon jetzt 
begann er den Tyrannen zu zeigen, 
und zwar einen recht rohen und bar¬ 
barischen. 
Jlka sprach ihr Morgengebet nnd 
verweilte dann längere Zeit im ernsten 
Nachdenken. 
Gegen Mittag begab sich Jlka zu 
ihrem Vater und blieb fast eine Stunde 
lang in ernstem Gespräch aus seinem 
Arbeitszimmer. 
Als sie es wieder verließ, waren 
ihre Wangen heiß gerötet, aber ihre 
Augen blickten kühn und entschlossen. 
Auf ihrem Zimmer angelangt, warf
	        
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