Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

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Stephan war aber immer noch 
recht krank. Er schleppte sich unter 
unsäglichen Mühen von Dorf zu Dorf. 
Manchmal auch ward er von irgend¬ 
einem mitleidigen Fuhrmann, der des 
Weges kam, aufgenommen und eine 
gute Strecke weiter befördert. Anders 
wäre er wohl zugrunde gegangen, 
ohne seine Heimat wieder zu sehen. 
Endlich kam er doch glücklich aber 
der Sorgfalt um den armen Kranken 
zuvor. Jlka war überhaupt von weicher 
und barmherziger Gemütsart. 
Sie war ein sehr schönes Mädchen 
von wahrhaft königlicher Gestalt. Das 
Beste und Schönste an ihr aber war 
ihr wahrhaft edles christliches Gemüt, 
verbunden mit hervorragendenGeistes- 
gaben. 
Von ihrer Barmherzigkeit wußten 
Die Gmundncr Hütte auf dem Traunstein. 
halbtot in dem geliebten Heimatdorfe 
an. Dort aber verschlimmerte sich sein 
Zustand infolge der übcrstandenen 
Strapazen. Er verfiel in ein typhöses 
Fieber und mußte von seinen treuen 
Eltern mit dem Aufwande aller Auf¬ 
merksamkeit gepflegt werden. 
Auch Freunde und Bekannte 
nahmen lebhaften Anteil an dem 
Mißgeschick Stephans und statteten 
ihm fleißig Besuche ab. Selbst Jlka 
(Elisabeth), die einzige Tochter und 
zukünftige Erbin des gräflichen Guts¬ 
besitzers Magyarossi, ließ es sich nicht 
nehmen, an seinem Lager zu erschei¬ 
nen. Ja, sie tat es allen andern in 
alle Armen in der Runde zu erzählen. 
Es gab keinen Kranken in der Um¬ 
gebung ihres väterlichen Schlosses, dem 
Jlka nicht einige Male in der Woche 
einen Besuch abgestattet hätte, um 
Worte des Trostes, heilkräftige Labung 
und reichliches Almosen zu bringen. 
Die armseligen Hütten schienen ihr 
liebster Aufenthalt zu sein und arm¬ 
selige Hütten gab es zu jener Zeit in 
Ungarn genug. 
Die Häuser eines ungarischen Dor¬ 
fes waren damals nichts anderes als 
hinfällige Lehmhütten, deren Stroh¬ 
dächer rechts und links, wohl zum 
besseren Schutz der Wände, bis auf
	        
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