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Die Magnatentochter.
Nach Julius Glaubrecht.
Die ungarische Revolution war
am 5. Oktober 1849 nach langwierigen
blutigen Kämpfen endlich bewältigt
worden. Der letzte feste Platz, der sich
ergeben mußte, war Komorn gewesen.
Cr liegt am Einflnsse der Waag in
die Donau und ist von zwei Seiten
vom Wasser umflossen. Matthias Cor-
vinus hat die Veste einst erbaut,' zu
Ausland entflohen,' denn es war öster¬
reichischer Kriegsbefehl, daß alle Re¬
bellenoffiziere, derer man habhaft
werden konnte, erschossen werden
sollten, während die gemeinen Sol¬
daten begnadigt wurden.
Unter den Offizieren der rebelli¬
schen Besatzung von Komorn befand
sich auch der Sohn eines herrschaft-
Brötlieferanten.
Anfang unseres Jahrhunderts wurde
sie mit Verstärkungen bedacht. Nie¬
mals hatte sie bis jetzt den Feind
innerhalb ihrer Mauern gesehen.
Die Oesterreicher mußten fast ein
volles Jahr vor Komorn liegen, von
Oktober 1848 bis Ende September
1849. Der Jnsurgentengeneral Klapka
verteidigte die Festung hartnäckig.
Nachdem aber das aufständische Ungarn
wieder unterworfen war, gab auch er
den Widerstand auf und erhielt eine
ehrenvolle Kapitulation. Die meisten
andern Jnsurgentenführer waren ins
lichen Waldhegers, der auf den Be¬
sitzungen des Grafen Magyarossi in
seinem Waldhüterdienste ergraut war.
Der wackere Mann war von jeher
sehr sparsam und haushälterisch ge¬
wesen und hatte es daher mit freund¬
licher Beihilfe seines Gutsherrn auch
soweit gebracht, daß sein Sohn Stephan
sich den Studien widmen konnte.
Stephan war fleißig und talentvoll
und hätte es sicher weit gebracht, wäre
nicht die unglückliche Revolution da¬
zwischen gekommen. Auch er ließ sich,
betört von einer exaltierten Umgebung,
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