Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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Vermißl. 
Ich sehe euch fröhlich thronen, 
Wundmale sind jetzt Wonnen, —B — 
Schmerzen und Zaͤhren der brennenden Zeit, 
Sind jetzt Heldenseligkeit. — — 
(Schrönghamer-Heimdal,) 
Es bluten immer von neuem die 
Herzen, die in banger Ungewißheit 
schweben, ob der ihrige unter den Zu— 
rückkehrenden vom Kriege, von der 
Gefangenschaft sein w ird. Geschrieben 
hat er nicht, die Nachfors chungen nach 
ihm waren vergebens, er war und 
blieb — vermißt. 
Fröhlich, wie alle, zog er hinaus 
ins Feld, dem Feinde entgegen. Aber 
die er daheim zurückließ, drückte die 
Sorge. Der Lärm der gewaltigen 
Schlachten fand Widerhall in ihrem 
Herzen. Wird er wohl lebend dieser 
Hölle des Schlachtfeldes entrissen? 
Wird er eine Erdhöhle finden, die ihn 
deckt, ein Gewölbe, das den verderben— 
bringenden Ungeheuern feindlicher 
Geschosse trotzt? Da meldete der Hee— 
resbericht einen größeren Angriff der 
Feinde und seit diesem Tage kamen 
aͤlle Briefe und Karten zurück mit dem 
kurzen, kalten Vermerk: „Adressat 
vermißt“. Erst waret ihr wie vom 
— 
Jahann Fischereder, Graßwaldenhofer— 
sohn in Pettenbachh 
starb am 11. August 1917 im 19. Lebensjahre. 
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aria GUenninger 
Schuhmacherstochter in: Neukirchen in der 
Viechtau, starb am 10. September 1917 um 
halb 10 Uhr abends nach kurzem schweren 
Leiden, versehen mit den heiligen Sterbe⸗ 
sakramenten, im 27. Lebensjahre. 
Schrecken gelähmt, dann griff die 
Hoffnung Platz. Ein fieberhaftes 
Schreiben und Suchen begann. Allein, 
alles war vergebens. Wochen, Monate, 
vielleicht schon Jahre sind seither ver⸗ 
gangen, aber kein Lebenszeichen ist ge⸗ 
kommen. Lebt er noch, warum schreibt 
er nicht, hat er den Heldentod gefun— 
den, warum kommt keine Todesnach 
richt? — . 33 
Vermißt — ein Wort voll Ban— 
gen und Zweifel, ein grausam kaltes 
Wort. Es kennt nicht die bitteren 
Schmerzen, die Qual der Ungewiß— 
deit die es in viele Menschenherzen 
senkt. Launisch, wie alle Tyrannen, 
löst es die widersprechendsten Gefühle 
im Menschen aus. Heute schwellt es die 
Brust in lauter Hoffnung, morgen 
släßt es sie in trostloser Leere gähnen. 
— Du hattest dich daran gewöhnt, den 
du liebst, in Gefahr zu wissen. Du hät— 
test es hingenommen, wenn er ver— 
wundet, verstümmelt, verkrüppelt 
worden wäre. Selbst seinen Tod hät—
	        
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