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offigiere, die blutarm zur Truppe ge⸗
kommen wären und jetzt ein bares
Zernidgem von 3800.000. bis 400. boo
Gulden besäßen! Auch der gemeine
Mann, der gewöhnlich nach Herzens⸗
cust plündern und vauben konnte,
brachte nicht selben ein hübsches
Sümmchen beiseite, wie man aus den
plünderungen von Ortschaften und
den Kriegslasten schließen kann, über
die zahlenmäßige Angaben vorliegen.
Im Jahre 1634 schätzte Herzog Fried⸗
rich Wilhelm von Braunschweig be—
reits den Schaden seines Landes auf
30 Millionen: Württemberg hat in 20
Jahren allein 118 Millionen Gulden
Kriegskontribution aufbringen mü s⸗
sen. In Bayern bagen 100, in Hessen
300 Dörfer völlig wüst, während im
märkischen Kreise Ruppin überhaupt
nur noch vier Dörfer gestanden haben
sollten. Aecker mit Haus und Hof wur—
den vielfach umsonst weggegeben, nur
gegen die Verpflichtung, Soldaten—
dienste zu tum
* ——— —i h —
—— —2
Das Trauderl.
(Eine wahre Begebenheit.)
Im Schützengrabenunterstand
Hart an der russtschen Front
Da hat bei Offizier und Mann—
Ddas — „Trauderle“ — gewohnt.
Das Trauderle war ein stummes Kind —
Blaͤuäͤugig — blond von Haar —
Mit einem Engelsangesicht ——
ünd zählte sieben Jahr .
Ein braver Offizier einst trug's n
Durch Kugelsaat und Todöd
Aus eines Dorfes Gassenbrand
Als köstliches Kleinod. —
Das Kind war ihm ein Gnadenbild.
Dder Kugeln surrend Bleißcc—
die Splitter berstender Granat
Fegten an ihm vorbeie.
Und Flammenwirbel vorn und hint
Und brennendes Gerustt R
Saust nieder; — doch — ihn — trifft es
Als ob's ihn schonen müßt.
Das Trauderle war allen lieb, — ———
Rauhe Soldatenhand 6
Schuf ihm ein Nestlein warm und lind
Im jeuchten Unterstand.
Am Tage ging's von Knie zu Knie;
Und wie Soldaten sind: i
Ein jeder sah in Trauderl
Sein eignes, liebes Kind.
Bayerfeld.
1
In einer rauhen Winternacht —
Da stürmt der Russean. —
Vor feines Stürmens Uebermacht
Verblutet Mann an Mann.
„Zurück!“ kommt plötzlich der Befehl,
„Es rette sich, wer kaun!“ *
Die Stellung halb schon überrannt
—V—o0000—
„Das Trauderl schläft im Unterstand“ —
Gellt ein Soldatenschrei. 77 7
„Wir lassen's nicht in Russenhand,
Branaten schafft herbei! “;
Der's rief — der rennt das Bajonett
Dem Rusfsen in den Leib.
Er dachte an sein Kind dahein
And an sein braves Weib.“
„Vergeßt der armen „Hascherlu“ nöt,
Hat uns der Pfarrer g'mahnt!“
Ein Zweiter ruft's — und stürmt nach
vrornnn —
Und hält dem Feinde stand. —
Und dreißig — vierzig folgen ihm,
Die Handaranate kracht. 5
Das Trauderl schläft im Unterstand.
Es weicht die Russ enmacht. —
Die Meldung trägt zurück ein Mannm:
Die Stellung fest in Hand.—
Das „Trauderl“ war — das Losungswort,
Es schläft im Unterstand. ..
Johannes Hoffmannm.
—B ——
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