Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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längst nicht mehr so nahe wie eine be—⸗ 
sorgte, fremde Pfleges chwester, die um 
ihren Kranken bangt und selbstlos 
handelt. Und täglich, wenn das Son⸗ 
sengold schon längst dahin, die Nacht 
ins Tal sich senkte, da war Papas ste⸗ 
ter Gedanke: Wieder ein Tag näher 
dem Glücke, das die Menschen verkannt 
und verworfen haben! 
Der Sommer kam und schied, 
einem ewigen Gesetze folgend. Ueber 
Tote, blutgetränkten und zerstampften 
Boden, vorüber an aus— und abge⸗ 
brannten Gehöften und Ortschaften, 
ging unser Banner weit nach Nord 
und Ost. In die Herzen drangen die 
Gefühle, wie ein großer Sieg sie her— 
vorruft, drang ein schnelles Leid, das 
das Ende eines Helden über uns kom— 
men läßt. 
In Annys Heim aber verglüh—⸗ 
ten ungezählte rote Rosen, die Papas 
Bild zu meiden schienen. Täglich das⸗ 
selbe Bild, als ob Papa täglich jetzt 
Geburtstag hätte, als ob der Krieg die— 
ses Heim nicht träfe und sJ eine Bewoh— 
ner verschonen würde. Hier blühte ne⸗ 
Anna Maria Giesmaier 
Private in Neukirchen 140 bei Altmünster, 
starb am 14. März 41917 nach kurzem Leiden 
und Empfang der heiligen Sterbesakramente 
Im 78. Lebensjahre. 
Herr Max Grünberger 
Photograph in St. Gilgen, starb, allgemein 
beliebt und geachtet, am 6. Februar 1917 
nach langem schweren Leiden. 
ben Rosen ein Vergessen, gedieh neben 
fremder Liebe ein s chreiender Undank! 
Länger schon ließ „Papa“ nichts 
mehr von sich hören — wußte er da⸗ 
von? Anny haderte mit dem Gewissen, 
das ihr in einsamen Stunden, wenn 
Fritz nicht zugegen war, die bittersten 
Vorwürfe machte. Trat Fritz ein, dann 
verstummten sie! Nelli war stille ge— 
worden, denn „stören“ durfte sie nicht 
und Fritz nahm Mama ganz für sich in 
Anspruch und wenn sie doch nur ab 
und zu ein Verlangen hatte, dann 
wurde von „Unartigkeit“ und „Klap⸗ 
sen“ gesprochen. Tränen stiegen dann 
ins Kinderauge, das so oft den Vater 
suchte, aber nicht fand. — 
Ein zweiter Oktober, ein zweites 
Allerseelen ging vorüber! Auf Grä⸗ 
bern zerstörten Reif und Wind die 
letzten Blüten, allüberall bereitete der 
Winter seinen Einzug vor. Viele Hel— 
den haben draußen bereits ihr erstes 
Allerseelen gefeiert und Papa brachte 
eine schwere Verwundung nach J. ., 
Zeilen, von fremden Händen geschrie— 
ben, brachten diese Nachricht zu Anny, 
aber bald darauf kam durch den Draht
	        
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