Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

aufbrechen und meiner Frau sagen, sie 
soll das Herz zum Mittagmahl kochen. 
Als ich hungrig nach Hause kam, wurde 
das dampfende Gericht zu Tisch ge— 
bracht. Ich wollte es eben in der Mitte 
durchschneiden — aber, das Messer 
ging nicht durch, es kam an einen har— 
ten Gegenstand. Ich glaubte im Au— 
genblick, es sei die Knorpelbildung 
eines „Herzkreuzels“. Doch wie ich mut 
dem Messer rund um den harten, ein— 
gekapselten Gegenstand schnitt, da sah 
ich, daß es eine runde Bleikugel war, 
die sich im fleischigen Teil des Herzens 
verwachsen und so, dem Hirsch 
Mürzsteg bekam ich vom Forstmeister 
unverhofft den Auftrag, mit Erzherzog 
Karl Salvator, der keinen Leibjäger 
mit hatte, als solcher ihn zu einer 
Kolmherschjagd nach Scheiterboden, 
Höllgraben, zu begleiten. Ich hatte 
richt mehr Zeit, mir wärmere Kleider 
zu verschaffen, um sie mit dem leichten 
Sonntagsgewand zu vertauschen, und 
ging so wie ich war, ohne Mantel, zur 
Jagd. Das Wetter war kalt, ein feiner 
Rieselregen ging nieder. Der Trieb 
dauerte zwei Stunden. Und bei dem 
langen Warten mit den durchnäßten 
dünnen Kleidern verspürte ich schon 
Bon der Frontreise des Linzer Bischofs. 
eine weitere Lebensfrist ermöglicht 
hatte. Ich gab dies damals in die 
Jagdzeitung, und man schrieb mir, 
daß es ein seltener Fall sei. Die Ku— 
gel habe ich mir als Andenken in 
einem Etui aufgehoben. 
Wie rücksichtsvoll der Kaiser ein— 
mal war, als ich am Stand krank 
wurde, besagt folgende Geschichte: An 
einem Sonntagmorgen, nachdem ich 
für den Kaiser einen Hahn auf der 
Buchalm verlost hatte, machte ich mich 
bereit, um mit dem Rapport nach 
Mürzsteg zu gehen, und um meinen 
Sonntagskirchgang zu machen. In 
eine arge Verkühlung, bemühte mich 
aber, in Erfüllung meiner hohen 
Pflicht, meinen Zustand zu verbergen. 
Von dieser Jagd zurückgekehrt, mußte 
ich aber erst den Kaiser zu dem mor— 
gens verlosten Hahn führen, auf die 
Buchalm. Als ich mit dem Kaiser am 
Stand wartete, begann das Fieber mich 
derart zu schütteln, daß es der Kaiser 
zemerkte, und er sagte: Hofmayer, Sie 
verden krank, wir werden nach Hause 
gehen. — Ich sagte: Majestät, der Hahn 
ist aber noch nicht da. — Der Kaiser 
aber verzichtete auf das Jagdvergnü— 
gen und verließ mit mir den Stand.
	        
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