Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

er kein Glück; eine Unmenge von Mu— 
nition hat der Feind verschwendet und 
nichts erreicht. Jetzt kommen wieder 
einige Tage Ruhe, es ist regnerisches 
Wetter, man unterhält sich im Unter— 
stand mit Singen und humorvollen 
Vorträgen, unser Schwarmöfchen, wel— 
ches wir requirierten, hat rote Backen 
und auf der Oberfläche brodelt schon 
bereits das Wasser für einen „Mokka“. 
— Post läuft massig ein, denn ein jeder 
von uns betreibt reichlich Korrespon— 
denz; alle Tage geht ein anderer Mann 
zur Schanzzeugkolonne, wo unsere 
Post deponiert wird, es ist zirka ein— 
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ist Sonntag, ein recht „fader“, be— 
merkte unlängst unser Wiener Kame— 
rad und zeigt sich ganz verstimmt, da 
er keine Post erhalten hat und streckt 
ich hin'auf die Pritsche; als er erwachte 
ind die gewissen Düfte, die gewöhnlich 
in den Unterständen herrschen, wahr— 
nehmen kann, da meinte er gleich in 
einer alten Laune, hier riecht es wie 
in einer „Akazien-Allee“. Frühmor— 
gens macht sich alles auf die Jagd nach 
den kleinen Mitbewohnern, alles halb— 
nackt sucht fleißig nach den lieblichen 
kleinen Dingerchen, alle Augenblick 
hört man „ich hab' schon wieder eine, 
KRriegszughundegespann. 
einhalb Stunden Gehweg und ganz 
schön durch Wald und Berg geht es da— 
hin. Jeder wartet schon sehnsüchtig auf 
die Rückkehr desselben, denn hier freut 
man sich doppelt, aus der Heimat einige 
Zeilen zu erhalten, jeder lacht ver— 
gnügt, wann dies der Fall ist; die mit 
Glücksgütern Gesegneten bekommen 
sogar hin und wieder ein Kistchen mit 
Zpeck, Käse und sonstigen Raritäten. 
Natürlich diese beneidenswerten Ka— 
meraden teilen redlich ihren Vorrat 
mit den anderen; obwohl die Menage 
zut ist, reicht sie nicht recht fuͤr den 
Appetit unserer Minenwerfer. Heute 
a Mandilis“ und so vergnügt man sich 
auch mit dem Unangenehmen. — 
Nachts um 1 Uhr bekommen wir wie— 
der Befehl zum Schießen und in kurzer 
Zeit sausen von unseren Werfern je 
eine Mine in die feindlichen Linien, 
noch zwei Schüsse und die russtschen 
Minenwerfer und Artillerie sind zum 
Schweigen gebracht. Wir hatten bei un— 
serem letzten Schuß abermals einen 
Volltreffer erzielt, der für unsere Geg— 
ner katästrophal gewirkt hat, denn wie 
unsere Feldwachen wahrnehmen konn— 
ten, war man darüber in den feind— 
lichen Linien die ganze Nacht mit der
	        
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