Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

Liebling, die auch, zwar mit Tränen 
in den Aeuglein, ihr Tüchlein schwingt 
und er von seiner Liebsten Abschied 
nimmt. Der Zug rollt weiter, es ist 
die ganze Mannschaft heraußen auf 
den offenen Waggons bei ihren Ge— 
schützen und in jeder Station, die man 
durchfährt, gibt es ein lautes Hallo, 
tagelang dauert die Fahrt durch das 
schöne Ungarland und manche Gegend 
und deren Bevölkerung ruft lebhaftes 
Interesse beiß unseren Minenwerfern 
hervor. Nach fünftägiger Fahrt gelangt 
man in ein nettes Städtchen des nord— 
westlichen Ungarn, dies ist eigentlich 
unser Reiseziel, von dort geht es dann 
mit der Feldbahn weiter und wieder 
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wir beim 192. Schweren Minenwerfer— 
zug. Der 191. Zug, der bisher alle un— 
sere Erlebnisse mitgemacht hat, geht 
früher in Stellung und wir begleiten 
unsere Kameraden bis dorthin, wo wir 
ihnen auch behilflich sind, die Geschütze 
und Munition dahin zu bringen. Es 
war ein schweres Stück Arbeit, wir ta— 
ten es aber gerne. An einem schönen 
heißen Nachmittag setzt sich unser Zug 
in Bewegung, um die Stellungen zu 
beziehen, wir haben lauter gebirgiges 
Terrain und der Transport gestaltet 
sich riesig schwierig; erst abends lang— 
ten wir am Fuße des Berges, welchen 
wir besetzen müssen, an. Bei einbre— 
chender Dunkelheit geht es weiter. Der 
Cin Hotel in Bkutaäri. 
dauerte es einige Tage, bis wir bei 
der Schanzzeugkolonne anlangten. Es 
ist nach Mitternacht und stockfinster, 
unser Zugskommandant bemüht sich 
um die Unterkunft seiner Leute, welche 
wir auch bald erhalten, zehn Minuten 
gehen wir und wir sind in unserem 
provisorischen Heim, das wir mit eini— 
gen Einhufern und Zweihufern redlich 
teilen. Jeder bereitet sich ein Nachtla— 
ger vor und in kurzer Zeit ruhen alle, 
durch die lLangwierige Fahrt ermüdeten 
Soldaten. Einige Tage blieben wir 
dort, um sich ein wenig zu erholen, 
dann geht es in die Stellung. Wir 
können jetzt nunmehr das Treiben 
eines Zuges belauschen und so bleiben 
Berg ist hoch und scehr steil, die Pferde 
pusten und keuchen, auf einmal stockt 
die ganze Sache, wir sehen, wir kom— 
men mit den Tieren nicht vorwärts, 
man versucht es mit der Mannschaft; 
allein die Last ist zu schwer, und außer— 
dem waren wir schon sehr ermüdet. 
Mittlerweile ist es Mitternacht gewor— 
den und unser Zugskommandant ent— 
schließt sich, die Expedition am nächsten 
Abend zu bewerkstelligen, es ist näm— 
lich das Unangenehme bei der Sache, 
daß man hier nur bei Nacht arbeiten 
kann, denn wir befinden uns schon sehr 
nahe der feindlichen Schwarmlinien 
und sind außerdem auch noch von der 
Flanke eingesehen. Am nächsten Abend
	        
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