Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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Ein ungläubiger Arzt 
wollte einem Priester gegenüber die! 
Nichtexistenz der Seele verfechten und 
fragte ihn: „Haben Sie jemals eine 
Seele gesehen?“ „Nein“. „Haben Sie 
eine Seele gehört?“ „Nein“. „Haben 
Sie eine Seele gerochen? „Nein.“ „Ha⸗ 
bhen Sie eine Seele geschmeckt?“ 
„Nein.“ Haben Sie jemals eine Seele 
gefühlt?“ „Ja, Gott sei Dank,“ ant— 
wortete der Pater. „Nun wohl,“ fuhr 
der Arzt fort, „hier haben wir vier 
Sinne gegen einen, und daraus folgere 
ich, daß es keine Seele gibt.“ — Als— 
dann antwortete der Pater, indem er 
seinerseits fragte: „Da Sie ein Doktor 
der Medizin sind, so sagen Sie mir: 
„Haben Sie jemals einen Schmerz ge⸗— 
sehen?“ „Nein.“ „Oder gelhhört?“ 
„Nein.“ „Gerochen?“ „Nein.“ „Ge— 
schmeckt?“ „Nein.“ „Gefühlt?“ „Ja.“ 
„Also,“ fuhr der Pater fort, „hier ha— 
hen wir vier Sinne gegen einen, welche 
beweisen, daß es keinen Schmerz gebe, 
und dessen ungeachtet wissen Sie, daß 
der Schmerz existiert.“ 
— BSBSSc5c——— 
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Tiere als Wellerprophelen. 
Ungünstiges Wetter kann man er— 
warten, wenn die Schwalben dicht 
an den Mauern streichen und ins Was—⸗ 
ser tauchen. Die Schwalben nähren sich 
ausschließlich nur mit den herumflat⸗ 
ternden Insekten, denn anders als aͤm 
Fluge können sie die Insekten nicht 
erhaschen. Die Insekten ab er richten 
sich nach der größeren oder kleineren 
Dichtigkeit der Luft und darum flat— 
tern sie bei heiterer Witterung hoch 
in der Luft, wenn jedoch ungünstiges 
Wetter bevorsteht, suchen sie zu ihrem 
Ausfluge die niederen Luftschichten 
auf. Darum fliegen die Schwalben auf 
der Suche nach Futter manchmal so 
mef, daß sie mit ihren Flügeln die Was— 
serfläche berühren, was ein Zeichen ist, 
daß ungünstiges Wetter im Anzuge 
ist, während, wenn sie hoch in der Luft 
fliegen, schönes Wetter zu erwar— 
ten ist. 
Manchmal hören wir die Worte: 
„Es wird bald regnen, denn die Flie— 
gen stechen ganz wütend.“ Aber die 
Hausfliege sticht nicht, denn sie hat am 
Saugrüssel keine Stechborsten. Es gibt 
aber eine andere Fliege, die soge— 
nannte Stechfliege, welche zum 
Unterschied von der Hausfliege wag— 
recht am Kopfe einen Stachel führt, 
und diese kündigt das kommende Un— 
wetter an; sie lebt unter dem freien 
Himmel und nährt sich mit Tierblut. 
Wenn die Luft feucht wird, fliegt die 
Stechfliege bei offenen Fenstern in die 
Wohnungen und belästigt die Men— 
schen durch empfindliches Stechen. 
Die Hausspinme sowie auch die 
Kreuzspinne gelten als untrügliche 
Wetterpropheten. Professor Tasschen— 
berg schreibt darüber: „Jedenfalls 
sind die Spinnen sehr empfindlich ge— 
gen jede Veränderung in der Luftströ— 
mung und ihr Verhalten kündigt jede 
Wetterveränderung um 6—28 Stunden 
früher an. Wenn die Kreuzspinne die 
GBrundfäden ihres kreisförmigen 
Netzes in einer bestimmten Richtung 
woher sie das Unwetter ahnt) zer— 
reißt und sich verkriecht; wenn die 
Hausspinnen tief in die Röhre sich 
verkriechen, die sie an einem Ende 
thres Netzes anzulegen pflegen, und 
Ir Hinterteil nach einer bestimmten 
Richtung drehen, kann man daraus 
schließen, daß von dieser Seite ein star— 
ker Wind kommen wird. Wenn die 
Kreuzspinne ihre Fäden wieder befe— 
stigt und lauernde Stellung einnimmt,
	        
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