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Kriegsfronleichnam im Tiroler
Schützengraben.
Von Feldkurat Matthias Ortner. I
Feldpost 294, 12. Juli 10917.
tergrunde pflanzten andere ein Tan—
nenbäumchen auf, das über und über
mit Feldblumen vollbesteckt war.
Kaum konnte ich ein Wort im
Missale lefen, so begann ich die erste
Feld-Messe. Wir waren ja keine „Gei—
Der von seinen Tiroler Land—
stürmern hochverehrte Feldkurat
schreibt an den hochw. Herrn Dechant
Fürstauer von Altenmarkt: —
Ihrer Bitte, meine dritte Kriegs—
Fronleichnamsprozession im Schützen—
Ein rumänischer Hnzule mit seinem Ueitpferd aus der Gegend von Eronstadt.
—
Ihnen zu erzählen, will ich heute, da
ein ruhiger Abend ist, sehr gerne ent⸗
sprechen. —
Um 4 Uhr früh — Sommerzeit —
also noch bei einiger Dunkelheit, er—
richtete ich im Lager der Reserve ganz
knapp an der Kampflinie meinen er—
sten Fest-Altar aus Munitionskisten.
Nebenbei traten noch einige „Beicht—
kinder“ in grauen Bärten heran, die
am Vorabend noch in Stellung waren.
Große Goldregen-Sträucher setzten
zwei Männer zur Seite und im Hin—
ster“, die sich vor den feindlichen Flie—
gern, die jeden Morgen zeitlich früh
über unseren Linien, hätten „un—
sichtbar“ machen können. Zur Pre⸗
digt stieg schon der frohe Tag auf und
ein heller Strahl durchdrang das Blu—
menbäumchen, glitt über die Goldre—
gentrauben und küßte die heilige Ho—
stie zZur Wandlung — der Leib des
Herrn umleuchtet vom Frühlichtglanz!
Da knieten ein paar Hundert
Krieger ohne Waffen furchtlos auf dem
freien Platze zwischen den Unterstän—
den, über den sonst nur der eilende