Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

zum letztenmale im Arme hatte und 
ihr das letzte „Pfiat Gott!“ zugeru⸗ 
sen ..... 
Dort in der Herrgottsecke, unter 
dem Krugifix, steht ein weißer Bu— 
schen. Edelweiß aus dem Dachstein— 
gebiet. Das hat er selbst gepflückt und 
ihr zum Namenstag gebracht. Und 
von diesem Buschen hat sie ihm ein 
meint ja nur — wenn's g'rad' sein 
sollte.. .. IJ 
Da legt sie den Brief weg. Sie 
will die trüben Gedanken werscheu⸗ 
chen. Schilt sich eine Schwarzseherin. 
Es ist aber doch eigentlich noch keine 
Ursache daduu. I 
Eben geht die Berneggerin vorbei. 
Ein armes Holzknechtweib mit vier 
.Mannschaft vom tapferen Candsturmbataillon Pr. 1ub. 
Die zwei in der Mitte neben einander Sitzenden vZrang Jocher 4 und Alodie Reisenbichler aus Ebensce. 
Sträußlein mitgegeben. Er hat sich's 
aufs grüne Hütl gesteckt und wie der 
Zug neben dem Sarstein hindonnerte, 
da hat er ihr noch zugewunken und sie 
sah noch lange das grüne Hütl mit 
dem weißen Büschlein. —RBR 
Das ist nun einige Wochen her. 
Und schon tobt draußen der Kampf 
und maunches junge Leben liegt auf 
dem Felde der Ehre. Weuns ihrem 
Franuzl auch passieren würde? Sie 
bringt den Gedanken nicht mehr aus 
sich hinaus. Freilich hät er recht. 
Nicht alle Kugeln treffen. Aber yiele 
doch. Vielleicht auch ihn · J 
„AUnd so fängt sie wieder zu lesen an. 
Es spricht doch viel Zuversicht aus 
seinem Briefe. Er selber hofftja auf 
ein glückliches Wiedersehen. Und er 
Kindern. Dazu ein kleines Häusl 
droben auf der Berglehne und ein 
Wiesenfleckerl, gerade genug Aroß für 
ein paar Ziegen. Der ihr Mann steht 
auch im Feld. Und wenn der fallen 
sollte, so hat sie sicher schwerer daran 
zu tragen, als sie, die Berghofer Nandl. 
Das Weib denkt aber anders. Sie 
geht aufrecht wie eine, die Gottver— 
trauen hat und Ergebenheite —9p 
Da ist die Nandl ruhiger geworden. 
Gottvertrauen und Ergebenheit! Bei 
ihr hapert es da ein wenig. Sie weiß 
es. Und sie weiß auch, wo sie das 
Dort in der Ecke leuchtet das Kru— 
zifix. Darunter eine Statue der Mut⸗ 
tergottes. Ein Rosenkranz ist darüber 
geschlungen. Und sie nimmt ihn und
	        
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