Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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wegen hergekommen, daß ich dir als 
lebendiges Gewissen vor den Augen 
geh', alle Tag', alle Stund. Wenig— 
stens deine Ruh' will ich dir nehmen, 
du — du Ehrenmann du!“ Damit 
wandte Lieserl sich um und ging, als 
wäre nichts vorgefallen, ruhig dem 
Hause zZu. 
war sie schon nahe daran, die Ursache 
dieses Umschwunges in der Person 
der neuen Magd zu suchen, zumal sie 
in ihr diejenige erkannt hatte, die da— 
mals Franz die Kunde von seiner 
Mutter Tod brachte. Aber Lieserl 
wußte klug alle Bedenken ihrer Her— 
rin zu zerstreuen. Sie gab auf Sabi— 
Hinrichtung von sechs russischen Bpionen in Kowel (Golhyniem). 
Phot. eingesandt von Joh. Mitterhauser aus Gmunden, Tischler bei Herrn Nitsche. 
Franz aber stand still und sah ihr nas lang tastende Fragen sofort zu, 
mit versiörten Blicken nach. Als sie mit der Botin von damals identisch zu 
schon längst im Hause verschwunden sein, erzählte der Bäurin aber auch in 
war, blickte er noch immer starr nach einem Atem mit treuherzigen Blicken, 
der Türe, bis die Pferde ihn durch wie unglücklich sie wäre. Eine arme, 
energischen Ruck ans Weitergehen verlassene Dirn, die mit ihrem lieben 
mahnten. Buberl allein in der Welt stünde. Der 
Von dieser Stunde kamen gar un— pflichtvergessene Vater habe sie kurz 
ruhige Zeiten über den Kindlhof. Der vor der Hochzeit treulos verlassen, 
Bauer war wie umgetauscht. Er ver- um eine andere, eine reiche, heiraten 
nachlässigte die Wirtschaft, behandelte zu können. Sabina, die ein offenes, 
sein Weib wie das Gesinde mit ausge- weites Herz hatte für alles was litt, 
suchter Grobheit, mied das Haus und bemitleidete die Arme von Herzen, 
suchte öfters als ihm zuträglich die bat ihr heimlich den ungerechten Ver⸗ 
Schenke auftf. dacht ab und tat ihr in der Folge so 
Sabina litt unter dieser Verände- viel Liebes als sie nur konnte. 
rung unendlich, mehr als sie sich sel⸗— Aber auch Lieserl, die doch gekom—⸗ 
ber eingestehen wollte. Culenaie men war) um zu rächen, Unfrieden in 
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