Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

„Eine steinreiche Bäuerin bist du 
doch“, hatte er sagen wollen, hielt aber 
damit rechtzeitig zurück und sagte et— 
was anderes, das ihm eben blitzartig 
durch den Sinn kam. 
„Ein feines Gesichtel hast ja doch.“ 
Wie ein Blitzstrahl war ja die Er— 
kenntnis über sie gekommen. Nicht 
den arbeitsamen Knecht, nicht den um— 
sichtigen Schaffer, nicht den Vetter, 
der ihr in allen Dingen ratend zur 
Seite gestanden, fürchtete sie zu ver— 
Johann Parzer, Gastwirt in der Roith, Ebensee. 
Auf hoher Wacht am italienischen Kriegsschauplatz. 
„Sie wurde noch röter als zuvor. 
War ihm das aufgefallen? Trotz ihres 
Buckels? Trotz ihrer verschobenen 
Gestalt? O Gott, so hatte bisher nie— 
mand mit ihr gesprochen. 
Sabina hatte eine schlimme Nacht. 
Nachdem Franz, der auf seinem Ver— 
langen trotz aller Einwände bestand, 
sie verlassen hatte, eilte sie hinauf in 
ihre Stube. Dort warf sie sich ange⸗ 
kleidet auf das Bett und drückte das 
heiße Gesicht tief in die weichen Kissen. 
lieren, sondern allein“ den Mann. 
Den Mann, den sie liebte mit aller 
Innigkeit eines unentweihten, keu— 
schen Mädchenherzens. 
Mit grausamer Deutlichkeit stand 
dies vor ihrer Seele. Ach, warum 
mußte sie denken und fühlen wie an-— 
dere: Sie, das armselige Krüppelchen! 
Vielleicht, vielleicht hatte sie sich ihm 
unbewußt, ehe sie selber noch ahnte, 
wie es um sie stand, verraten? Viel— 
leicht wollte er nur deshalb fort?
	        
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