Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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Wie der Kuglhuber Hias vom Pasll⸗ 
graben gralis mit der Eisenbahn 
fahrlt. 
Von J. L. 
Der Kuglhuber Hias ist Keuschler ten, kurz und gut, war es nicht viel, 
im Pastlgraben. Der Pastlgraben ist aber etwas hat der Hias immer ver— 
aber auf keiner Landkarte mit Namen dient. „abißlwas, oder nichts 
eingezeichnet, nur die Leute nennen haben wir alleweil“, sagte er 
ihn so; zudem ist er von jedem Verkehr gern zu seinem Weibeee. 
mit der großen Welt schier abgeschnit- Aber über den Pastlgraben ist der 
ten, und ein paar Spaßvögel haben Hias nie hinausgekommen, eine Eisen— 
dem Pastlgraben nachgesagt, daß er bahn hat er sein Lebtag nie gesehen. 
drei Stunden hinter dem Mondscheine Sieben Stunden waren es vom Pastl— 
noch liege. graben bis zur Bahn, und einen sol— 
So abgelegen ist aͤlso das Häusel hen Weg nur zum Vergnügen machen, 
des Kuglhuber Hias gewesen. Klein überlegt sich jeder, auch der Hias. 
ist es auch gewesen, wie alle Häuser in Der Maisenfanger Andree, sein 
Pastlgraben. In Hupfing, einem gro- Nachbar, Vieh- und Schweinehändler 
ßen Bauerndorfe, wo schon fast jeder im Pastlgraben, hat allerdings dem 
Bauer einmal Bürgermeister, zumin- HLias schon öfters erzählt von der 
dest Gemeinderat gewesen ist, sah man Eisenbahn, vom Blitzzug. Als Händ— 
voll Mitleid auf die Pastlgrabinger ler ist der Andree schon hundertmal, 
Keuschler; ja die ganz Gescheiten von er denkt es schier gar nicht mehr, wie 
hupfing wußten sich zu erzühlen, daß oft, zum Welser Wochenmarkt gefah— 
drunten im Pastlgraben drei Groß- ren. Sogar bis Timelkam ist er ge— 
bauern miteinander zwei Geißen dommen und hat einmal für den Schlu— 
hatten. Das war allerdings nicht ganz derbauern ein Paar schwere Pinsz- 
wahr. gauer Ochsen eingekauft. Kurz und 
Der Hias hat sich demnach in rich- AQut, in den Augen des Hias war der 
tiger Erkenntnis, daß seine Keusche Maisenfanger ein Weltmensch. 
nicht Mann und Weib, geschweige erst Da liest der Hias einmal, zu Linz 
seine sechs Kinder ernähren könne, um sei das Volksfest. Das muß er sehen, 
Nebengeschäfte umgeschaut. Der beste seine Rasiermesser muß er ohnehin 
Tag zum Verdienen war für ihn der auch schleifen lassen, ein neues Stich— 
Samstag, da ist er in seiner Nachbar- messer braucht er zum Schweineschlach— 
schaft rasteren gegangen. Es muß ge⸗- ten, das sind Gründe genug für den 
rade kein Hochvergnügen gewesen sein, HAias, eine Fahrt nach Linz zu machen. 
dem Hias unter das Rasiermesser zu Er geht zum Maisenfanger und er— 
kommen, denn die Dorfbewohner von zählt ihm sein Vorhaben. Der billigt 
Tümpflberg nannten die Pastlgrabin- seinen Plan, der Hias muß also nach 
ger in Hinsicht auf ihre zerschnittenen Linz fahren und der Maisenfanger 
Gesichter die 40 Martyrer vom Pastl- wird ihn am Bahnhofe in Linz erwar— 
graben. Im Winter verdiente er sich ten und ihn ins Volksfest und in die 
einiges mit Besenbinden, dann ging Stadt führen. 
er wieder mit seiner Kraxen Hadern- Der Andree ist aber ein Schelm. 
sammeln, ein anderesmal mußte Hias „Wann du recht billig reisen willst“, 
bei einem Bauern ein Schwein schlach- redet er dem Hias ein, „so verrate ich
	        
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