Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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Stück löst sich vom Gewölbe, auf dem 
Boden des Gotteshauses wächst Gras. 
Napoleon, der erste Kaiser der 
Franzosen, tut dem weiteren Verfall 
Einhalt. St. Denys sollte wieder er— 
stehen in alter Pracht. Das Grabmal 
der Könige sollte wieder erstehen, es 
sollte für ihn und die Seinen die letzte 
Ruhestätte werden. Allein im Plane 
des Allerhöchsten war es anders be— 
stimmt. Er baute St. Denys zwar 
wieder auf, doch er sollte sein Grab 
finden auf dem weltfernen, meerum— 
rauschten Eiland St. Helena, wo ihn 
die Engländer nach seinem endgülti— 
gen Sturz gefangen hielten. Nicht ein— 
mal sein Sohn, den er aus der Ehe mit 
der Tochter Kaiser Franz J. von 
Oesterreich, Maria Luise, hatte, sollte 
St. Denys zur Totenwacht beziehen. 
Fern von Frankreich, in der Gruft 
der Kapuziner zu Wien, schläft der 
Herzog von Reichstadt, wie man ihn 
betitelte, in stiller Rihe. 
König Ludwig XVIII. und Karl X., 
Frankreichs nachfolgende Könige, star⸗ 
ben in England, dem Lande der Erb— 
feinde der französischen Nation, das 
nun heute an Frankreichs Seite kämpft. 
St. Denys ist ein Grab ohne Leich— 
hame. 
Nur der letzte König Frankreichs, 
bor der großen Revolution des Jahres 
1789, der unglückliche Ludwig XVI., 
der die Sünden seiner Väter am 
Schafott büßte, dessen Gemahlin, Maria 
Antoinette, eine österreichtsche Erzher— 
zogin, ferner ein Herzog und nur we— 
nige Reste der Gebeine der Könige, 
die man mühselig sammelte, sind hier 
im Tode vereint. 
Gott hat gerichtet, die Könige ob 
ihres sträflichen Leichtsinnes im Tode 
noch zugrunde gerichtet. Das Volk 
war sein Werkzeug; das Volk sprach 
ein furchtbares „Amen“. 
Der Franzose von heute hat keinen 
Sinn mehr für seine Könige. Sie be— 
treten St. Denys wie ein Museum, 
man schwätzt und macht Bemerkungen 
und geht kühl weiter. ... 
Einst entblößten die Franzosen das 
Haupt bei der Nennung des Namens 
ihres Königs, der den Titel „Aller— 
christlichster König“ führen durfte, 
heute haben sie keine Achtung mehr. 
St. Denys ist leer, wenige Beter 
finden sich ein. St. Denys ist nur 
mehr Zeuge der Vergangenheit, ein 
Reliquienschrein der Größe Frank— 
reichß. 
Gott hat gerichtet! 
Vvorbestraft. 
(Text zu neben⸗ 
stehendem Bilde.) 
„Sind, Sie schon 
bestraft?“ 
„Verheiratet! 
Sonst nicht!“ 
Im Eifer. 
Lehrer: „Ich 
bitt Euch Kinder, 
lehnt Euch nicht so 
zum Fenster hinaus; 
das ist ja gefährlich. 
Wenn eines hinun— 
terfällt und sich das 
Genick bricht, dann 
will's wieder keines 
gewesen sein!“—
	        
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