Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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Feldzuges mit folgenden Worten melden: 
„Mit der Flucht der kärglichen Reste des 
serbischen Heeres in die albanischen Ge— 
birge sind die großen Operationen gegen 
dasselbe abgeschlossen. Ihr nächster Zweck, 
die Oeffnung freier Verbindung mit Bul—⸗ 
garien und dem türkischen Reiche ist er— 
reicht. Die Bewegungen der umter der 
Oberleitung des Generalfeldmarschalls 
von Mackensen stehenden Heeresteile wur— 
den begonnen von der österreichischsunga— 
rischen Armee des Generals von Köveß 
die durch deutsche Truppen verstärkt war, 
gegen die Drina und Save, und von der 
Armee des Generals von Gallwitz gegen 
die Domau gegen Semendria und Ronn— 
Bazias am 6. Oktober, von der bulgari— 
schen Armee des Generals Bojadjeff gegen 
die Linie Negotin-Pirot am 14. Oktober 
An diesem Tage setzten auch die Operatio— 
nen der 2. bulgarischen Armee unter Ge— 
neral Todorow in Richtung der Skoplje— 
Veles ein. Mehr als 100.000 Mann, d. h. 
fast die Hälfte der ganzen serbischen Wehr— 
macht, sind gefangen, ihre Verluste im 
Kampf und durch Verlassen der Fahnen 
nicht zu schätzen, 502 Geschütze, darunter 
schwere und vorläufig unübersehbares 
Kriegsmaterial aller Art wurden erbeutet 
Die deutschen Verluste dürfen recht mäßig 
genannt werden, so bedauerlich sie an sich 
auch sind. Unter Krankheiten haben die 
Truppen überhaupt nicht zu leiden gehabt.“ 
— Am 4. Dezember rückten bereits deut— 
sche und bulgarische Abteilungen in Mo— 
nastir ein, wo sie von den Behörden und 
der Bevölkerung freudig begrüßt wurden. 
Auch die Montenegriner ereilte inzwi— 
schen das verdiente Schicksal. Sie hatten 
hre Zuflucht in Plevlje gesucht, aber nicht 
gefunden. Die Stadt wurde am 2. De— 
zember von den vorrückenden österreichisch— 
ungarischen Truppen genommen. Was 
nicht auf die Höhen in der Nähe von 
Plevlje flüchten konnte, fiel in die Hände 
der Sieger. Aber auch auf diesen Höhen 
konnte sich der Feind nur einige Tage hal— 
ten, in regelloser Flucht eilte er weiter 
südlich in das Innere des Landes. 
Die Italiener kämpften erbittert am 
Isonzo weiter, aber am 83. Dezember wa— 
ren sie allem Anschein nach zur Einsicht ge— 
kommen, daß alle Mühe vergebens waäar, 
sie beschränkten sich auf Geschützfeuer, wo— 
rauf moch vereinzelte Infanterieangriffe 
folgten. Damit hatte auch die vierte 
Shlagt— am Isonzo ihr klägliches Ende 
erreicht. 7 
Am 19. Dezember gingen die Türken 
an den Dardanellen zu einem allgemeinen 
Angriff über, wobei sie schöne Erfolge er— 
zielten, bei Ari Burnu wurde bereits das 
Meer erreicht/. 
Außer einigen Kämpfen am Hart— 
mannsweilerkopf, der den Fraͤnzosen am 
22. Degember wieder entrissen wurde. 
herrschte um die Weihnachtszeit ziemliche 
Ruhe. Aber bereits am dritten Tage nach 
dem Friedensfeste ging es wieder in Ost⸗ 
galizien los. Die Russen gimgen hier 
nach einer heftigen Artillerievorbereitung 
zu einem allgemeinen Angriff über, der 
von Tag zu Tag heftiger wurde. Beson— 
ders in der Gegend von Toporoutz wurde 
blutig gekämpft, hier versuchte der Russe 
offenbar den Durchbruch. Die österrei— 
hisch-ungarischen Regimenter hatten hier 
einen harten Stand, aber sie hielten sich 
wacker. Die Russen hatten ungeheuere 
Verluste und erreichten ihr Ziel nicht. 
Diese Neujahrsschlacht in Ostgalizien, die 
über 14 Tage dauerte, hatte am 15. Jän— 
ner so ziemlich ihr Ende erreicht. 
Die Türken, die am 19. Dezember ihre 
Offensive an den Dardanellen begonnen 
hatten, bedrängten die Engländer und 
Franzosen an dieser gefährlichen Stelle im— 
mer mehr. Die Feinde konnten sich nur 
mehr mit Unterstützung ihrer Schiffsvbat— 
terien halten. Als die Tuͤrken wahrnah— 
men, daß sie Hospitalschiffe zur Flucht be— 
nutzen wollten, gingen sie zum allgemei— 
nen Angriff am 8. Jänner über. Am 9. 
Jänner konnten die Türken bereits der 
zufhorchenden Welt verkünden, daß ganz 
Gallipoli vom Feinde befreit sei. So en— 
dete das besonders von den Briten mit 
kiner großen Ruhmrederei ins Werk ge— 
setzte Unternehmen, die Dardanellen zu 
erobern, mit einer kläglichen Niederlage 
für die Engländer und Franzofen. Acht 
Monate hindurch hatten sie mit allen Mil— 
teln zu Wasser und zu Lande versucht, den 
Weg nach Konstantinopel durch die Dar—⸗ 
danellen zu erzwingen, um auf diesem 
Wege ihrem Bundesgenossen, dem Russen, 
näher zu sein, der sie durch seine Getreide— 
massen wieder verproviantieren sollte, wo⸗ 
für der Russe dann die ihm fehlenden Ge— 
schütze und Munition erhalten hätte, Je⸗ 
doch nach dieser Zeit sah selbst der Brite 
ein, daß hier weitere Geld- und Blutopfer 
zwecklos seien; er begnügte sich mit einem 
strategischen Rückzug, der in London noch 
als Meisterstück gefeiert wurde. Aber die 
ganze vernünftige Welt lachte über diefes 
strategische · Meisterstück“ jedermann 
gönnte den Briten ihre Niederlage und 
die verdiente Blamage.. 77 
Aehnlich wie den Briten an den Dar— 
danellen erging es den Montenegrinern. 
Sie wehrten sich zwar mit dem Mute der 
Verzweiflung gegen die tapferen ösier— 
reichisch-ungarischen Sieger, aber sie konn— 
ten keine Erfolge erziesen. Am 10. Jän— 
ner wurde bereits der Loveen genommen. 
der heilige Berg Montenegros, der vis 
setzt noch nie erobert werden konnte. Von
	        
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