Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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das Oberhaupt, und darf das tun, was 
das Weib erlaubt.“ Ein solcher war 
der Wegmacher nie, er war ja ein alter 
Soldat. Wie die Gäste die Eva sehen, 
zwinkern sie sich mit den Augen zu, 
wohl schon neugierig, wie sich der 
Wastl, der Göttergatte, aus der 
Schlinge ziehen werde, und ob er sich 
zum „Er-Weibl“ degradieren lassen 
werde. „Geh, Weiberl,“ hebt der 
Wastlan, „trink du auch einmal, hast 
ganzen Hause nirgends zu finden sei. 
Sie kommt heim, will die Türe auf— 
sperren; sie ist gesperrt. Sie klopft am 
Fenster. „Wastl,“ ruft sie zum Fenster 
hinein, „Wastl, bist schon daheim?“ 
Sie hört keine Antwort; alles ist still. 
Sie wartet geraume Zeit, sie friert 
schon, klopft wieder. 
„Wer ist denn draußen?“ rufts von 
innen. 
Aussisches Baueruhaus in Bielka. 
sicher Durst, sonst wärst nicht gekom— 
men.“ Die Eva sieht die frische Halbe, 
sie kann nicht widerstehen, Sie trinkt 
mit ihrem Ehegespons eine zweite und 
dritte Halbe. Vom Heimgehen war 
gar keine Rede mehr, ja sie wird völlig 
gesprächig. 
Der Wastl muß einmal hinaus— 
gehen, er muß „Luftschnappen“. Wer 
aber nicht mehr hereinkommt, das ist 
der Wastl. Dem Everl ist sein Aus⸗ 
bleiben wohl ein wenig aufgefallen, 
allein das Sitzen hat ihr gut getan; zu— 
dem war ja das Bier nicht schlecht. 
Endlich muß sie doch heimgehen; ihr 
ist schon ganz bang geworden, da ihr 
der Wirt sagt, daß der Wegmacher im 
AIch bins, mach keine Dumm— 
heiten!“ meint das Everll. 
AÆMSeit wann gehen denn brave Wei⸗ 
ber abends fort?“? tönt es wieder von 
innen. 
„Mach auf,“ sagt das Everl, schon 
aufgebracht wie siedende Milch. 
Der Wegmacher belehrt sein Weib 
noch eine Zeit über das Heimgehen zur 
rechten Zeit und das Everl hat ihm 
hoch und teuer versprochen, ihn nie 
mehr im Gasthaus zu holen. Die Göt— 
tergattin hat wohl dann eine Zeitlang 
— 
gefreut, daß er sein Weib so gründlich 
belehrt und bekehrt haatc..
	        
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