Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1917 (1917)

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angenehm ist es, daß man die ganze 
Zeit über dem blauen Zeug auch noch 
das Lederzeug tragen muß. Das haben 
die Militärsoldaten nicht nötig, und 
das macht sehr viel aus. Am Ende einer 
langen Fernunternehmung hat man 
dann auf allen sichtbaren Körperteilen 
so eine dicke Dreckfettschmiere, in die 
man ganz bequem Schützengräben 
bauen könnte. Dabei verliert man aber 
durchaus nicht seinen Appetit. Das Le— 
ben in den wachfreien Stunden ist 
recht vergnügt, der Humor geht uns so 
bald nicht aus, ebensowenig wie das 
Grammophon aufhört zu spielen. 
Wenn das Boot ausgetaucht fährt, geht 
man gerne an Deck, um sich den See— 
wind um die Ohren pfeifen zu lassen, 
der besorgt das gewöhnlich so energisch, 
daß man froh ist, wenn man wieder 
runter kommt. Man freut sich, wenn 
man in den Hafen kommt, und freut 
sich, wenn man wieder ausläuft, weil 
man doch immer wieder hofft, daß 
einem was vors Rohr kommt. Dann 
ist doch die Mühe nicht umsonst ge— 
wesen. 
Prisengelder. — 
Die englische Regierung zahlt zwei— 
erlei Prisengelder an ihre Marine. 
Erstens den Wert eines eingebrachten 
feindlichen Schiffes und dessen Ladung 
an das oder die Kriegsschiffe, die es 
aufgebracht haben. Dieser Brauch geht 
bis in das graue Altertum zurück und 
gelangte zu besonders hoher Blüte, als 
die englische Marine noch nichts ande— 
res als Geschwader von Seeräuber— 
schiffen waren. Heinrich VIII. und sein? 
Tochter, die jungfräuliche Elisabeth, 
pflegten erfolgreichen Seeräubern so— 
genannte Kaperbriefe auszustellen, die 
diese berechtigten, irgendein feindliches 
Schiff auszurauben, zu versenken oder 
sich auch selbst zu eigen zu machen. Die 
Kaperkapitäne nahmen es indessen 
nicht so genau und ließen auch neu— 
trale, ja sogar Schiffe der eigenen Na— 
tionalität dran glauben, wenn' sich die 
Beute lohnte und die Gefahr, erwischt 
zu werden, nicht allzu groß war. Nur 
selten kam, wer auf einem gekaperten 
Schiffe fuhr, ob Seemann oder Passa— 
gier, mit dem Leben davon. Alles 
mußte „über die Planke spazieren“, d. 
h. wurde über eine Planke, die weit 
über die Schiffswand hinausragte, ge— 
trieben und mußte dann in die See 
springen, um zu ertrinken. 
In Bristol, an der Westküste Eng— 
lands, waren die meisten dieser See— 
räuber beheimatet und dort gab es eine 
„ehrenwerte Gilde der Pixaten“, nach 
der noch heute einer der größten Plätze 
der Stadt genannt wird. Später wurde 
das Kaperhandwerk etwas beschnitten. 
Die von Schiffen der regulären Ma— 
rine eingebrachten Prisen wurden von 
einem Prisengericht abgeschätzt und der 
Wert / dann an die Mannschaft der an 
der Aufbringung beteiligten Schiffe 
verteilt, die Prisen selbst, wenn die Re— 
gierung Ladung und Schiffe nicht be— 
hlelt, öffentlich an den Meistbietenden 
verkauft. Dieser Brauch besteht noch 
heute zu Rech. — 
In frscheren Seiten pflegten sich die 
Günstlinge der englischen Könige und 
Kabinette um das Kommando solcher 
Kriegsschiffe zu bewerben, die meist 
vom Kriegsschauplatze entfernt statio— 
niert waren, wo sie ahnungslose, wehr— 
lose Handelsschiffe mit leichter Mühe 
aufbringen und so in kurzer Zeit große 
Vermögen erwerben konnten. Damit 
ist es vorbei, deun nach den jetzt gel— 
tenden Bestimmungen werden die ge— 
samten so erzielten Prisengelder in 
einen Topf getan und nach dem 
Kriege erst verteilt, wobei die hö— 
heren Ränge' natürlich den Löwenan— 
leil erhalten. 3 
Die zweite Art von Prisengeldern 
wird für die Kopfanzahl der Mann— 
schaften auf zerstörten feindlichen 
Kriegsschiffen an die an der Zerstö— 
rung beteiligten britischen Kriegsschiffe 
gezahlt — nämlich fünf Pfund (100. M). 
für den feindlichen Kopf. Wenn die 
englischen Kriegsschiffe, insbesondere 
auch die Unterseeboote, mehr Glück und 
Wagemut und einen weniger gefährli—
	        
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