Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1915 (1915)

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Vater des Angeklagten gefunden wor- 
den wäre. Doch seien Sie ruhig, mein 
Fräulein, wir werden an diesem Cor- 
pus delicti jedenfalls einige sichere 
Merkmale finden, welche uns die Echt¬ 
heit desselben verbürgen können." 
„Ei ei, was haben wir denn hier?" 
hörte er den Richter überrascht aus¬ 
rufen, daß er angstvoll nach einer 
Stütze umhergriff, „ein Schuldschein 
in bündigster Form, ausgestellt an je¬ 
nem selben Abend, an welchem Ihr 
Vater verunglückte!" 
Nun las der Richter folgendes: 
Wie er aus dem Hause wieder zu¬ 
rück in die Apotheke gelangte, hätte er 
selber nicht angeben können. Seine 
Leute waren bis auf den Hausknecht, 
der ihn erwartete, schon zu Bette- er 
schickte auch diesen fort und ging in sein 
Zimmer, wo er ein Licht anzündete 
und sich in einen Sessel niedergleiten 
ließ. 
Stunde um Stunde entrann im fin¬ 
steren Hinbrüten des bleichen Man¬ 
nes, der bereits einer Leiche glich. Das 
Licht war beinahe niedergebrannt, da 
schauerte der Unglückliche zusammen 
Lrlegte Ltrmbücke. 
„Ich Endesunterschriebener beschei¬ 
nige, vorbehaltlich notarieller Beglau¬ 
bigung, am heutigen Tage von dem 
Kaufmann und Gemeinderate Konrad 
Hildberg die Summe von 20.000 Ta¬ 
lern in guten Banknoten als ein mit 
vier und ein halb Prozent pro Anno 
zu verzinsendes Darlehen empfangen 
zu haben. Wilhelm Oderstedt, Apo¬ 
theker zum goldenen Hirsch." 
Oderstedt, welcher wie in einem 
furchtbaren Traum sich befangen 
wähnte, hörte drinnen einen Freuden¬ 
schrei und taumelte wie ein Trunke¬ 
ner aus der Tür. 
und murmelte: „Aus, aus, — bevor 
der Morgen anbricht, mußt du erlo¬ 
schen sein, Oderstedt! — O, fürchterliche 
Vergeltung, unheimliches Geschick, wa¬ 
rum mußte er das verhängnisvolle 
Gold gerade in diesen Schuldschein 
wickeln?" 
Mühsam erhob er sich, um mit dem 
flackernden Licht in der Hand an den 
Schreibtisch zu treten und hier ein reui¬ 
ges Bekenntnis seiner Schuld nieder¬ 
zuschreiben, das er an den Untersu¬ 
chungsrichter adressierte. Er erklärte 
auch darin, daß der Gemeinderat den 
Handschein für das Darlehen von ihm
	        
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