Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1915 (1915)

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Erzherzog-Thronfolger Hranz Ferdinand und 
Gemahlin Herzogin Sophie von Hohenberg f. 
Der 28. Juni 1914. — Das war ein 
schwarzer Tag für unser liebes Oester¬ 
reich! Ein Heller, strahlender Sonn¬ 
tag war angebrochen, überall im herr¬ 
lichen Salzkammergut tummeln sich 
Einheimische und Fremde, die da in 
Gottes freier Natur die Größe des 
Schöpfers bewundern — über Gmun¬ 
den flutet Helles Sonnengold — da 
rotten sich plötzlich in den Straßen die 
Leute zusammen, und aus angsterstarr¬ 
ten Mienen liest man, daß etwas 
Schreckliches, Unfaßbares geschehen. 
Und die da draußen weilen, sie können 
es nicht fassen, und sie eilen zurück, 
hoffend, ein leeres Gerücht erfahren zu 
haben- aber es ist nur zu sehr traurige 
Tatsache: Erzher zogFranzFer- 
dinand sowie seine edle Ge¬ 
ma h l i n H e rz o g i n S o p h i e v o n 
Hohenberg sind einem wohlvorbe¬ 
reiteten Attentate zum Opfer gefallen. 
Und so herrlich schön dieser Sonn¬ 
tag angebrochen, als die Sonne zur 
Neige ging, da schwiegen die Lustbar¬ 
keiten, und tiefe Trauer war im kaiser¬ 
treuen Salzkammergut, in ganz Öster¬ 
reich-Ungarn eingezogen. 
Der Erzherzog - Thronfolger war 
nach Bosnien gekommen, um den hier 
stattfindenden militärischen Manövern 
als Generalinspektor der gesamten be¬ 
waffneten Macht beizuwohnen. Wir 
wissen, daß er mit gemischten Gefühlen 
das Land betrat, denn die politischen 
Umtriebe in demselben waren ihm nur 
zu gut bekannt. Allein das Pflicht¬ 
bewußtsein siegte über seine Bedenken, 
siegte selbst über die trüben Ahnungen, 
von welchen die beiden edlen Menschen 
stets erfüllt gewesen sein mochten. 
Rührend ist, daß seine um den Thron¬ 
folger stets ängstlich besorgte Gemah¬ 
lin es sich, als man ihr mitteilte, daß 
diese Reise ihres Gatten mit Lebens¬ 
gefahr für denselben verbunden sei, 
mit dem Ausspruche: „Dann ist mein 
Platz erst recht an seiner Seite", nicht 
hatte nehmen lassen, ihn in die Ferne 
zu begleiten, wohl in der Hoffnung, 
daß schon ihre Gegenwart als Frau 
ihn vor etwaigen Attentaten schützen 
werde. Diese Hoffnung war trügerisch, 
und auch sie, die edle Frau, mußte ihr 
Leben unter den Revolverschüssen 
eines Mordbuben aushauchen. 
Was nun kam, ist bekannt! Die 
Völker ganz Oesterreichs begleiteten 
tränenden Auges die beiden hohen To¬ 
ten auf ihrer letzten Reise von Bos¬ 
nien nach Wien,' Tausende und Tau¬ 
sende empfingen in der Kaiserstadt die 
beiden Teuren, und als es die letzte 
Fahrt zur stillen Ruhe nach Artstetten 
galt, da wollte des Weinens und Weh¬ 
klagens kein Ende sein. 
Und gleicherweise galt der Schmerz 
des Volkes nicht nur den beiden hohen 
Verstorbenen allein, sondern auch den 
armen Waisen, deren Glück — Vater 
und Mutter — auf so grausame Art 
zerstört wurde. 
Was in diesen Tagen der Trauer 
in etwas den Schmerz der Bevölke¬ 
rung lindern konnte, war die Tatsache, 
daß das Hinscheiden dieser beiden edlen 
Menschen zwar ein jähesund un¬ 
vorhergesehenes, aber kei¬ 
neswegs ein unvorbereite¬ 
te s g e w e s e n i st. Erzherzog Franz 
Ferdinand war ein inniger Verehrer 
des heiligsten Herzens Jesu, und als 
wenige Tage vor seinem Ableben das 
Hauptfest des göttlichen Her¬ 
ze n s g e f e i e r t wurde, haben der 
Erzherzog, seine Gemahlin, 
seine Kinder und der gesamte Hof¬ 
staat gemeinschaftlich kom¬ 
muniziert. Der Erzherzog war 
ein tiefreligiöser Mann, welcher vor 
jeder wichtigen Arbeit sich im Gebete 
Erleuchtung und Stärke erflehte,' des¬ 
gleichen war seine Gerechtigkeitsliebe 
eine sehr hohe. Die Herzogin war ihm 
an Geist und Sinn verwandt. Sie war 
unangezweifelt eine jener Frauen, von
	        
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