Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1915 (1915)

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Der Eier-Dieb. 
Humoreske von I. R. B ö h e i m-K i r chner. 
i Nachdruck verboten.) 
Schustermeister Wixinger hockte mit 
seinen zwei Lehrbuben arbeitend beim 
„Bankl", als Frau Sali, die Meisterin, 
die Werkstatt betrat, mit triumphieren¬ 
der Miene einen kleinen Gegenstand 
hochhaltend: „Jetzt hab'n wir den 
Marder!" 
Glatze zwischen den grauen Haar¬ 
büscheln an den Schläfen und seine 
Augen verkündeten über die rote Kup¬ 
pel seiner Nase hinweg die strengste 
Strafe dem Missetäter. „Das is ja a 
Schuhnagel!" meinte er enttäuscht nach 
einigem Hinschauen) beim Ausruf der 
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Line russische Lgurrnfgmiiie. 
Ja, seit Wochen fahndete sie schon 
vergeblich und mit wachsendem Aerger 
nach dem Eierüieb und legte mit zärt¬ 
licher Fürsorge gerade die schönsten 
Eier als Köder für den mutmaßlichen 
Marder in die Falle) aber die Eier 
waren gewöhnlich weg und der Marder 
auch. 
Meister Wixinger schob den grünen 
Augenschirm und die Brille auf die 
Meisterin hatte er gehofft, sie bringe 
einen leibhaftigen Marder am Schweis 
daher, und es leuchtete ihm also im 
ersten Augenblick nicht im mindesten 
ein, wieso ein Schuhnagel sich soweit 
vergessen könnte, Eier zu stehlen. „Das 
is ja a Schuhnagel!" wiederholte er 
gedehnt. 
„Na, kein Goaßbock is's nit!" gab 
sie darob giftig zurück. „Aber ich mein'
	        
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