Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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Des ferneren nennt sie Broschüre 
den „Imperator" ein „stählendes" 
Schiff, weil er über Promenaden, 
Turnhallen, Wannen- und Heilbäder 
und ein Schwimmbad verfügt, und in 
Krankheit, Not und Gefahr erweist er 
sich als ein „hilfreiches" Schiff. Drei 
Aerzte, zwei Arztgehilfen und eine ge¬ 
prüfte Krankenschwester befinden sich 
an Bord. Daß im Augenblick der Ge¬ 
fahr für Feuerschutz, Rettungsboote, 
Barkassen ausreichend gesorgt ist, ver¬ 
steht sich von selbst. Die mehr als 80 
Boote sind über mehrere Decks und 
nach dem Grundsatz verteilt, daß jede 
Passagierklasse die ihr bestimmten 
Fahrzeuge, ohne Verwirrung anzu¬ 
richten, findet. Jeder Mann der Be¬ 
satzung kennt seinen Platz und seine 
Aufgabe beim Rettungswerk. Bei 
nächtlicher Katastrophe sind die Boots¬ 
plätze und ihre Zugänge elektrisch er¬ 
leuchtet, mit Hilfe einer elektrischen 
Reservekraftstation auch dann, wenn 
die Maschinenräume bereits unter 
Wasser stehen. Nur 40 bis 80 Sekun¬ 
den gebraucht das vollbesetzte Boot für 
seinen Weg die Schiffswand hinab. 
Dabei spielt eine etwaige Schräglage 
des Dampfers im allgemeinen keine 
bedenkliche Rolle. Sollte dennoch der 
Fall eintreten, daß nur einseitig Ret¬ 
tungsboote zu Wasser gelassen werden 
können, so hindert das nicht, mit un¬ 
verminderter Schnelligkeit und Sicher¬ 
heit ohne weiteres 70 Boote flott zu 
machen und auch mit dieser nur teil¬ 
weisen Ausnutzung des Bootsraumes 
alle Passagiere und Mannschaften zu 
retten. Das Aussetzen der Boote er¬ 
folgt elektrisch. Als erstes Ozeanschiff 
trägt der „Imperator" auch zwei Ben¬ 
zinmotor-Barkassen, die den übrigen 
Rettungsbooten bis zur Ankunft 
drahtlos herbeigerufener Schiffshilse 
gute Dienste zu leisten vermögen. 
Der „Imperator" hat 1800 Mann 
Besatzung,' davon arbeiten 422 Mann 
allein in den Heiz- und Maschinenräu¬ 
men. Zum Küchenpersonal gehören 
zwei Oberköche für die erste Kajüte und 
für das Ritz-Restaurant nebst 110 
diversen Köchen und Küchenfnnktio- 
nären, vom Chef-Saucier bis zum Bar¬ 
jungen, einschließlich 8 Konditoren, 10 
Bäckern und 3 Schlächtern, die eben¬ 
falls zum Küchenpersonal zählen, wenn 
schon ihr Reich nur noch zu den Depen¬ 
dancen der Küche gehört. Es gibt 
viele Dependancen der Küche im Schiss. 
Vor allem die mächtigen Proviant- und 
Kühlräume für Fleisch, Geflügel, Ge¬ 
müse, Butter, Milch, Eier, Konserven, 
das Weinlager und den Bierkeller mit¬ 
samt ihren Nebenkellern, wo die 
„Wässer" liegen. Dann stehen tat Zu¬ 
sammenhange mit den Küchen unge¬ 
zählte, über das ganze Schiff verteilte 
Pantries (Anrichten), Bars, Schänken, 
Messen. Wo das Reich der Köche endet, 
fängt das der Steward (Kellner) an. 
In jeder Kajüte führt ein Obersteward 
das Hotelierregiment. Den der ersten 
Kajüte umgibt ein Stab von 10 Assi¬ 
stenten. 271 dienstbare Geister sind ihm 
untertan, darunter 14 Stewardessen 
und eine Beschließerin. Ueber Kam¬ 
mern, Gänge, Vorplätze, Salons, Bä¬ 
der und Decks sind sie strategisch ver¬ 
teilt. Mit ihnen elektrische Klingeln 
und Betriebstelephone, Rohrpost und 
Pagen. Jedes Klingelzeichen eines 
Passagiers kann vom Obersteward in 
der eigenen Kammer beobachtet und 
seine prompte oder nachlässige Erledi¬ 
gung kontrolliert werden. Bei Tafeln 
haben 62 Stewards das Amt der Vor- 
servierer und ebensoviele das der Nach- 
servierer. Unter einem Oberanfwäscher 
arbeiten 21 Mann als Silberputzer, 
Aufwäscher und Gläserwäscher. Das 
reiche Geschirr- und Silberinventar 
des Schiffes ist zu verwalten und in¬ 
stand zu halten. Berge von Tisch-, 
Kammer- und Badewäsche kommen 
hiezu. Die gesamte Bedienungsmann¬ 
schaft des „Imperators" beläuft sich auf 
^mehr als 600 Personen.
	        
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