Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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freund, ein Walöfreund — und so 
möcht' ich ihn geben in die Forstschul'." 
Der Gestrenge betrachtet mit be¬ 
haglicher Neugierde den kleinen 
Juden. 
„In die Forstschule?" 
„Warum soll er nix geh'n in die 
Forstschul', Euer Gnaden?" Der kleine 
Jude lächelte stolz und vergnügt über 
das ganze Gesicht. „Wenn Sie wür¬ 
den kennen den Davids, würden Sie 
Lisrnbghn über drn großen Sichsre in MordomeriKg. 
sein doch international! Ich will nix 
jammern und Euer Gnaden wegneh¬ 
men die kostbare Zeit,' aber kann der 
Daviöl 'was dafür, daß er ist ä Jüd? 
Was wär' geworden der große Doktor 
Lueger und der liebe Doktor Neu¬ 
mayer, wenn ihn hätt' geboren mein 
Weib, die Flora? Wär' er geworden 
ä Antisemit?" 
Der Gestrenge antwortet nicht gleich. 
„No, seh'n Sie, Euer Gnaden", führt 
„Wir haben einen Sohn, Herr Lan¬ 
desforstinspektor, und der möcht' wer¬ 
den ein Forstmann." 
„So? Ein Forstmann? — Wie 
kommen Sie auf diese Idee, oder viel¬ 
mehr Ihr Sohn?" 
Herr Emmerich Allerhand schmun¬ 
zelt. „No, wie wird er gekommen sein 
auf die Idee? Weil er ist ein Natur¬ 
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sagen: „Davidl, du bist ä netter 
Bursch!" und wenn Sie ihn würden 
ausfragen im Rechnen, würden Sie 
sagen: „Davidl, du bist auch ä geschei¬ 
ter Bursch!" Aber er hat gehabt ä Un¬ 
glück in der Schul' mit seinem Herrn 
Professor, der gewesen ist ä großer An¬ 
tisemit, ä Professor aus der Geogra¬ 
phie, wo m'r denkt: der Mann muß
	        
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