Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

Warum unser Jahr am 1. Jänner 
n beginn!. 
n ! 
n ' Kleine Ursachen, große Folgen! Ein 
n Weltgeschichtlich herzlich bedeutungs- 
yoser Aufstand der Spanier gegen die 
ömische Herrschaft im Jahre 164 vor 
!e Christus hat die immerhin wichtige 
c- Konsequenz nach sich gezogen, daß wir 
n heute den 1. Jänner als Neujahr be- 
■e trachten. Der Zusammenhang ist dabei 
n der folgende: Unser Monatssystem be- 
r. ruht bekanntlich auf dem römischen 
c- und das altrömische Jahr begann am 
c- 1. März und endigte am letzten 
:e Februar. Demzufolge traten auch die 
s Konsuln, die Präsidenten der Republik, 
die stets auf nur ein Jahr gewählt 
tt wurden, ihr Amt Anfang März an. 
t| Freilich zeigte dieses Amtsjahr schon 
e früh die Neigung, von dem bürger- 
i-lichen abzuweichen. Der endgültige 
a Bruch zwischen den beiden Systemen 
tt erfolgte jedoch erst im Jahre 164. Im 
i, Dezember traf nämlich in Rom die 
5, Nachricht von einem sehr ernsten Auf- 
tt stand der Spanier gegen die Fremd- 
x Herrschaft ein, und man hielt die Ange- 
- legenheit für so wichtig, daß man sich 
e entschloß, sofort die Konsuln selbst auf 
den Kriegsschauplatz zu senden. Natür¬ 
lich kamen dafür nicht die Präsidenten 
i- des zu Ende gehenden Jahres in Be- 
tt tracht, sondern die neugewählten. Nach 
x der Verfassung durften diese freilich 
erst am 1. März ihre Tätigkeit begin¬ 
nen. Aber bei der Größe der Gefahr 
für die spanische Kolonie änderte der 
Senat diese Bestimmung ab und setzte 
fest, daß von jetzt ab die Konsuln ihr 
jtAmt bereits am 1. Jänner anzutreten 
^hätten. Dabei ist es dann geblieben. 
-.«Bald richteten sich nach dem konsulari¬ 
schen Amtsjahr auch die übrigen Be¬ 
tt Hörden, das Geschäftsleben gewöhnte 
s^sich an diesen Termin und nach einiger 
^Zeit war das alte bürgerliche Neujahr 
vom 1. März tatsächlich vergessen. Cä¬ 
sar hat dann bei seiner Kalenderreform 
natürlich den 1. Jänner als Jahres¬ 
anfang beibehalten, und auf seinem 
Kalender beruht der nnsrige. 
So einfach und leicht verständlich 
diese Entwicklung auch ist, so viele 
Schwierigkeiten bereitet doch die Er¬ 
klärung der römischen und damit auch 
unserer Monate der Wissenschaft. Daß 
das Jahr tatsächlich einmal am 1. März 
begonnen hat, läßt sich noch aus den 
heutigen Monatsnamen erkennen. Der 
Dezember heißt der „Zehnte" Mo- 
nat, der November der „Neunte", der 
Oktober der „Achte" und der Septem¬ 
ber der „Siebente". Alle diese Monate 
sind also nicht vom 1. Jänner, sondern 
vom 1. März an gezählt. Uebrigens 
hatten auch der August und Juli bei 
den Römern der republikanischen 
Zeit die Zahlennamen Sextilis und 
Quinctilis, bis sie dann nach Augustus 
und Julius Cäsar ihre jetzigen Bezeich¬ 
nungen empfingen. Auch daß der 
Februar einst der letzte Monat war, ist 
heute noch zu erschließen; denn darum 
werden an seinem Ende die Schaltun¬ 
gen vorgenommen und hat er die Rest- 
zahl der Tage, die die normal langen 
elf Monate zu 366 bezw. 366 ergänzt. 
Aber warum haben die Römer ihren 
fünften bis zehnten Monat nur mit 
Nummern gezählt und dafür den 11. 
und 12. wieder richtige Namen wie 
Januarius und Februarius gegeben? 
Das ist den antiken Gelehrten schon 
selbst aufgefallen, und so erfanden sie 
die Geschichte, das ursprüngliche Jahr 
habe nur zehn Monate gehabt, und 
erst König Numa hätte den Januar 
und Februar hinzugefügt. Das ist so 
völlig absurd,' ein Jahr von zehn Mo¬ 
naten hat es nie gegeben, aber ein rich¬ 
tiger Kern scheint jedoch in der Be¬ 
obachtung von dem jüngeren Alter des 
Januar zu stecken. Sprachgeschichtlich 
ist nämlich das Sussix-arins in Janu¬ 
arius und Febru-arius entschieden 
eine jüngere Bildung als das ins
	        
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