Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1914 (1914)

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Sie aber setzten ihren Weg fort, ein 
langer Zug gläubiger Christen schloß 
sich an sie an und hinauf ging es zur 
heiligen Fichte; da — ein schwerer, 
dumpfer Fall schreckte die Träumende 
auf. Der Mond war heraufgekommen 
und erleuchtete hell die Stube. Ein 
Grauen umzog ihre Seele, sie richtete 
sich tut Bette empor, da blinkte etwas 
auf der Erde, dicht am Stuhle, wo ihr 
Martin sonst zu sitzen pflegte. 
Sie sprang auf und eilte hin, und 
— die Holzaxt war es, die den Nagel 
aus der Wand gerissen und durch pol¬ 
ternden Fall sie vom Schlafe geweckt 
hatte. Da sank sie auf ihre Knie und 
betete mit Unglück ahnender Seele, 
mit von Angst gepreßtem Herzen für 
das Seelenheil ihres Mannes. 
4. 
Kaum war die Nacht dem Tage ge¬ 
wichen, zogen aus der Hütte die fünf 
Kinder in reinlichen Kleidern, mit der 
Mutter, und sie alle beteten eifrig und 
innig und nahe Hüttenbewohner 
schlossen sich an und alles war voll An¬ 
dacht und Glauben. So kamen sie nach 
Gmunden. Der alte würdige Pfarr- 
herr erfuhr die Ursache ihres Kom¬ 
mens und er und zwei Kapläne in 
priesterlichem Ornate stellten sich an 
die Spitze und der Zug ging hinaus 
zur heiligen Fichte. 
Da lehnte Martin, mit dem Rücken 
an dem Stamme, mit der Rechten das 
Bild des gekreuzigten Erlösers fassend, 
mit der Linken den einen Ast des hei¬ 
ligen Baumes an seine Brust drückend; 
starr war sein Blick nach oben gewen- ^ 
heiteres. 
Sein Beruf. Gefängnisdirektor (zum 
neu eingelieferten Sträfling): „Mit was 
wollen Sie sich beschäftigen?" — Sträfling 
(Wechselfälscher): „Zeigen Sie mir Ihre 
Unterschrift, und ich unterzeichne alle 
Aktenstücke für Sie." 
Auch ein Grund. Gast: „Warum wer¬ 
fen Sic mich denn hinaus? Ich hab' doch 
gar nichts gemacht!" — Wirt: „Das ist 
ganz egal! Das Lokal ist aber voll und 
Sie sind der Dickste!" 
det, — ein Abbild der ve^^weislung.s- 
vollsten Angst. Kreidige Blässe lag auf 
seinem Gesichte; dl?s dunkle, sonst 
lockige Haar war wiD zerrüttet, ein ^ 
Spiel der Winde. Wlutunterlaufen ' 
waren seine krampfhaft erstarrten toi 
Hände, Gesicht und AruiL zerfleischt, so 
von Dornen und Gestrüpp zerrissett^ö 
Die Kleidung, kaum mehr die Blöße El 
deckend, zeigte fünf tiefe KrallestwunL K> 
den der Brust, in der kein Leben kein he 
Atem mehr wohnte. „Martin!" schrie tri 
Life herzzerreißend, stürzte zu ihm hin de 
und umklammerte den Regungslosen, ru 
Alles sank zur Erde in heißer An- ur 
dacht, mit Weihwasser wurde der Un- 1. 
glückliche besprengt, die lösenden Worte F< 
sprachen die frommen Diener des Ki 
Herrn. di« 
Da eben läuteten alle Glocken zum im 
Ave — da bekamen die Glieder Leben; Ft 
der flüchtige Hauch einer feinen Röte fri 
überzog das Gesicht, er schlug die Au- Itd 
gen auf und sah ängstlich umher; da Bi 
erblickte er seine Lieben, ein Strom eri 
von Tränen rann über seine Wangen, Dt 
sprachlos drückte er sie an sein Herz, Nc 
doch immer noch fest des Gekreuzigten sta 
Bild umfassend, das sich wunderbar he 
vom Baume losgelöst hatte. Ein Freu- lef 
denjauchzer erscholl unter der Menge en 
und inniger Dank ward dem Allerbar- bet 
mer gebracht. liä 
Abends um neun Uhr, unter eifri- bei 
gen Gebeten und nach empfangenen trc 
heiligen Sakramenten, entschlief der bet 
Seelengerettete. H. G. erf 
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füt 
Se 
fest 
Betrüger)! Au 
Schrecklich. Richter (zum 
„Sie behaupten, die Unterschlagungen un-hstj 
ter einem furchtbaren Zwange begangen Mg 
zu haben: worin bestand dieser Zwang?'Z. 
— „Ich hätte heiraten müssen." 'äh 
Seelenkcnner. Köchin: „Womit könnt! höt 
man der Gnädigen zu ihrem 40. Geburts-sich 
tage eine rechte Freude machen?" — Haus- 
Herr: „Gratulieren Sie ihr zu ihre«A^ 
dreißigsten!" vpt 
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