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Chinesische Frauensiitze.
Ueber die Gründe, die einstmals
die grausame Sitte der chinesischen
Stummelfüße veranlaßten, ist uns bis¬
her noch keine Aufklärung geworden;
beit unmöglich machen würde. „Kin-
lien", zu deutsch „goldene Lilien" nennt
der Sohn des chinesischen Reiches die
für unser Auge unsagbar häßlichen
Churksische <yvmteitfuffe ohne Bandage.
Stnmmelfüße, und je kleiner und zier¬
licher diese sind, um so begehrens¬
werter die Holde, die sie ihr eigen
nennt. Jede Chinesenmutter der besse-
nur so viel steht fest, daß sie im Jahre
934 n. Chr. zuerst aufgekommen ist und
sich seitdem in den vornehmen chine¬
sischen Familien treu erhalten hat. Nur
Chinesische Frauenfnsie sogenannte „Goldene Lilien", im Verhältnis zu einer Teetasse und einem Damenschuh
kleinster Nummer.
bis zum Kaiserhofe scheint sie nicht ge¬
drungen zu sein, denn seit mehr als
200 Jahren gibt es keine chinesische
Fürstinnen mit eingeschnürten Füßen.
Bei der ärmeren Bevölkerung ist eine
derartige Verstümmelung von vorn¬
herein ausgeschlossen, da sie jede Ar¬
ren Kreise ist deshalb ängstlich be¬
müht, ihrem Töchterchen diese be¬
gehrenswerte Mitgift zu verschaffen.
Sobald die kleinen Mädchen das
sechste Lebensjahr erreicht haben, wer¬
den sie erbarmungslos der äußerst
schmerzhaften Prozedur der „goldenen